„Nur noch zwanzig Minuten …“

11.12.2024, 13:18
Koordinaten: 12° 28.927‘ N; 061° 28.810‘ W
Zurückgelegte Seemeilen: 3747 nm
Wetter: Warm und bewölkt
Wind: NE, 2
Momentane Geschwindigkeit: 0.1 knots
Kurs: Vor Anker vor Carriacou
Ziel: Nen geilen Beachtag haben
Stimmung: Sehr gut, freudig auf einen entspannten Strandtag

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„Nur noch zwanzig Minuten …“

Hoy Leude,

Wir hatten vor paar Tagen mal wieder eine Mini Expi und wollten euch ein bisschen von unseren Erfahrungen berichten. Es dauert auch nur zwanzig Minuten ...

Begonnen hat alles spätnachmittags an einem Tendersteg, unter zwei Kokospalmen. Unser erstes Mal karibischen Boden unter den Füßen. Erste Gruppenentscheidung war, natürlich, zum nächsten Supermarkt zu dackeln. Die hohen Preise dort haben uns echt schockiert. Nachdem wir unglaublich leckeres Dosenfutter gekauft hatten, haben wir uns von Einheimischen über mögliche Nachtlager beraten lassen. Dass Annaick halb Französin ist, hat die Sache um einiges erleichtert, ich (Emilia G.) war aber auch sehr stolz, das Meiste verstanden zu haben. Mit Einbruch der Dunkelheit haben wir uns dann auf die Suche nach einem Strand, der uns empfohlen wurde, gemacht. Laut Angaben der Anwohner:innen war dieser nur zwanzig Minuten entfernt, daraus wurde eher eine Stunde. Dabei sind wir eine Weile durch den mit Kröten verseuchten Dschungel gelaufen und sogar über einen Lost Place gestolpert. Nachdem wir vorgeschlagen haben, dort zu campen, hat Karo (die uns begleitende Pädagogin) ihr erstes Veto eingelegt. Also sind wir ein Stück zurück und haben an einer Lichtung in der Nähe des Meeres unser Lager aufgeschlagen. Direkt neben uns hat sich eine andere Expigruppe gesellt. Den Abend ausklingen lassen haben wir dann mit einer 1/3 Meerwasser-2/3 Süßwasser-Nudelwassermische. „War ein bisschen ungeil, machen wir lieber nicht wieder.“ :)

Unsere Nacht lässt sich ungefähr so beschreiben: Strömender Regen, Hängematten, 8 Personen + Rucksäcke, zwei Zweipersonen Zelte.

Um euch die volle Experience ermöglichen zu können, werden wir nun aus zwei Perspektiven schreiben. Annaicks, die von Anfang an im Zelt geschlafen hat, und Emilias, die Abends ihre Hängematte aufgespannt hatte.

Annaick: Die Zelte hatten wir klugerweise vor dem Abendessen schon aufgebaut. Weil wir sie auf Beton gestellt hatten, ließen sich die Zeltschnüre nicht spannen. Dachten uns halt: Passt scho! Ich lege mich erschöpft auf meine Isomatte und so halb in meinen Schlafsack neben Martha und ich schlafe relativ schnell ein. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe als ich aufwache, weil das laute Prasseln des Regens aufs Zelt und teilweise auch auf mir, mich aus dem Schlaf gerissen hat. Im Zelt ist es ziemlich warm und ich bin zusätzlich zu dem Regenwasser auch etwas verschwitzt. Ich drücke meine rechte Hand gegen die nicht gespannte Zeltwand, um zu verhindern, dass der Regen weiter auf mich drauf läuft. Ich frage mich, wie es wohl den Leuten draußen in den Hängematten geht. So langsam fange ich an, von draußen leise aufgeregte Stimmen zuhören. Der Regen wird stärker. Jetzt werden die Stimmen draußen lauter. Ganz besonders eine, die sich beschwert, dass sie ja noch ihre Schuhe anziehen müsse wegen der Spinnen und dafür anscheinend auch bisschen länger braucht. Ich liege mit geschlossenen Augen da und zähle die Sekunden ab, bevor hier gleich vier nasse kalte Mädchen bei uns sein würden. Mit den Worten: „Wir kommen jetzt rein!“, wird das Zelt aufgerissen und erst Emilia, dann Merle, dann Hanni und zum Schluss Antonia stapfen triefend auf uns drauf. Da saßen wir dann erstmal alle in dem Zweipersonenzelt.

Emillia G.: Abends, um 23 Uhr lege ich mich nach einem langen Tag in meine über dem Wasser aufgespannte Hängematte. Das erschwert das Reinklettern, ich muss über einen horizontal geneigten Ast zu meinem Schlafplatz krabbeln. Später werde ich das noch bereuen. Endlich am Ziel angekommen, lausche ich dem Rauschen des Meeres, dem Zwitschern der Vögel und richte den Blick auf den Himmel über mir. Dabei eröffnet sich mir eine phänomenale Sicht. Auf der Astgabelung, direkt über meinem Kopf sitzt eine riesige Spinne (Durchmesser circa 5 cm). Als die gelassene Person, die ich bin, schreie ich erst mal panisch um Hilfe. Merle, die direkt neben mir schläft, ist so gütig und entfernt, die von uns getaufte, Gisela für mich. So nun kann das Entspannen wirklich beginnen. Ich betrachte noch ein paar Minuten die Sterne über mir, bevor ich langsam in das Land der Träume entschwinde. Geweckt werde ich von einem stetigen Tropfen auf mein Gesicht. Verwirrt und genervt schlage ich die Augen auf und registriere, dass es begonnen hat zu nieseln. Ein großes Problem sehe ich hier noch nicht. Meine geniale Idee im Halbschlaf ist einfach meinen Schlafsack als Plane zu verwenden. Als ich höre, wie Sami und Flo ihre Hängematten abbauen, lache ich nur darüber, wie viel Drama sie um ein wenig Regen machen. Als es dann anfängt zu schütten, nervt mich das zwar ein wenig, dank meiner Schlafsackplane bin ich allerdings noch immer zum Großteil trocken. Jetzt regt es sich in der Hängematte neben mir. Auch Merle und Hanni haben sich entschieden in die Zelte zu flüchten. Schweren Herzens entscheide ich mich es ihnen nachzutun. Kaum krieche ich aus meiner Deckung hervor, bin ich klatschnass. Fluchend suche ich nach meinen Schuhen und mache mich daran sie anzuziehen. Merle und Hanni werden langsam ungeduldig, während ich noch immer ununterbrochen fluchend, versuche meine nassen Turnschuhe anzuziehen, ohne dabei die Schleife öffnen zu müssen. Die Faulheit siegt immer. Joa, aus der Hängematte rauskommen und den Baum im strömenden Regen hinunterklettern war auf jeden Fall auch ein Erlebnis für sich. Endlich unten angekommen, fliehen wir in Richtung Zelte. Für einen Moment stehen wir unentschlossen vor dem Eingang - sollen wir wirklich triefend nass ein Zweimannzelt stürmen? Ja!, entscheide ich ganz klar und öffne mit den etwas verzweifelten Worten „Wir kommen jetzt rein.“ das Zelt. Zu sechst in dem nicht ganz wasserdichten Zelt war natürlich direkt Bombenstimmung.

Nach dieser wunderbaren Nacht wurden wir morgens von dem nächsten Schauer geweckt. Wir waren ganz froh, als er sich verzog, zu fünft im Zweimannzelt wurde es nämlich doch ganz schön eng. Die Stimmung draußen war dafür atemberaubend. Voller neuer Abenteuerlust machten wir uns also auf den Weg das verlassene Gebäude der vorigen Nacht zu erkundigen. Dieses stellte sich als sehr viel größer als gedacht heraus. Es handelte sich dabei um eine verlassene Hotelanlage, deren Ruine sich der Dschungel wieder einverleibt hatte.

 

Ruine

Ruine im Dschungel © Annaick

Wieder zurück gab‘s erst mal geiles Frühstück. Selbstgemachte Fladen und Porridge, dazu Nutella, Marmelade und crunchy peanutbutter. Den Vormittag haben wir mit Schnorcheln verbracht und dabei einen Steinfisch, Kofferfische und sogar einen Kraken gesehen. Mittag gegessen haben wir mit einem sehr aufmüpfigen Pelikan. Wir nannten ihn Frederik. Am frühen Nachmittag brachen wir dann zu unserem nächsten Ziel auf. Wo genau das war wussten wir auch noch nicht so genau, nur, dass wir die Bucht bei der Einfahrt mit der Gulden Leeuw gesehen hatten. Wir haben uns also durchgefragt und relativ schnell einen Strand empfohlen bekommen und die entsprechende Wegbeschreibung erhalten. Nur zwanzig Minuten zu Fuß hieß es. Wir waren zwar schon ein wenig skeptisch, doch liefen optimistisch los. Als wir nach 10 Minuten einen weiteren Mann fragten, gab er uns zwar die selbe Wegbeschreibung die Laufzeit hatte sich aber nicht geändert. „Nur noch zwanzig Minuten.“, meinte auch er. Wir liefen also drauf los und kamen ziemlich schnell auf einen abgelegenen Wanderweg. Ob wir hier richtig waren, fragten wir uns, trotzdem liefen wir weiter. Irgendwo mussten wir dann allerdings falsch abgebogen sein, schließlich standen wir dann nämlich vor einem Haus, auf dessen Veranda sich zwei Katzen sonnten und, das normalste der Welt, eine katzengroße Schildkröte ihre Runden zog. Die Anwohnerin fand es ganz und gar nicht lustig, dass wir da plötzlich in ihrem Garten standen. Als wir ihr versuchten zu erklären, was wir hier machten, fragte sie uns mehrmals, wie bescheuert man eigentlich sein könne, so dermaßen planlos auf einer fremden Insel herumzulatschen. Annaick antwortete auf die Aussage, dass wir komplett hohl wären ganz geistesgegenwärtig „Oui, pardon madame!“ Als sich die Fassungslosigkeit der Dame nach ein paar Minuten und ein paar mehr Beleidigungen ein wenig gelegt hatte, gab sie uns doch noch eine Wegbeschreibung. In zwanzig Minuten seien wir im Ort. Na super. Wir gelangten dann allerdings tatsächlich relativ zügig zu einer Boulangerie und einem Früchteladen und nachdem wir genug Essen für das morgige Frühstück ergattert hatten, auch noch zu einer Tankstelle, an der wir uns abermals nach dem Weg erkundigten. Wir bekamen die selbe Antwort wie schon viel zu oft an diesem Tag. In zwanzig Minuten wären wir am Strand. Da es dunkel wurde, packten wir unsere Stirnlampen aus und setzten unseren Weg fort. Das letzte Stück zum Strand hin führte durch einen nassen relativ steil bergab führenden Weg durch den Dschungel, auf dem uns dank des Lichts unserer Stirnlampen andauernd Insekten ins Gesicht flogen. Am Strand angekommen, hatte sich der Weg jedoch gelohnt. Mit Lagerfeuer, einer Babykatze und guter Musik an einem abgeschiedenen Strand unter den Sternen liegen: Lässt sich schon aushalten.

 

Zelten

Zelten am Strand und ein Kätzchen © Annaick

Diese Nacht war um einiges weniger ereignisreich, abgesehen von Emilia, die sich im Schlaf mehrmals lautstark bei Annaick über all die Insekten im Zelt beschwerte.

Die Rückfahrt traten wir nach einem entspannten Morgen und nochmaligen schnorcheln motiviert an. Eigentlich wollten wir einen Bus nehmen, der kam aber nicht, wir stiegen dann mit einer netten Frau in einen anderen Bus und sie erklärte uns, wann wir aussteigen müssten. Von der Haltestelle aus waren es wohl noch circa 20 Minuten Fußweg. Wer‘s glaubt wird selig. Nachdem wir in der sengenden Mittagshitze dann eine Weile die Autobahn hoch gelatscht waren, kamen wir tatsächlich an unserem Ziel an. 20 Minuten zu spät.

 

Wieder wandern © Annaick

Mal sehen wie viele zwanzig Minuten Wege wir auf der großen Expi noch auf uns nehmen werden. Wir sind gespannt.
Grüße, etwas mehr als 20 Minuten entfernt, aus der Karibik.

Annaick und Emilia G.

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Grüße:

  • Annaick: Hallo an alle Zuhause. Ich weiß nicht, wie lange ich nicht hier geschrieben habe aber hey jetzt gibt es sogar einen ganzen Blog! Falls ihr bald Weihnachtsfotos von uns kriegt: Ich trage nichts schön weihnachtliches, weil ich geradewegs vom Brotmachen aus der Küche kam! Ich genieße die Karibik hier sehr und sehe jeden Tag andere Dinge zum ersten Mal. Bald fängt der Tauchkurs an und ich bin schon sehr gespannt. Freue mich schon bald wieder mit euch sprechen zu können! LG aus der Wärme.
  • Emilia G.: Schaut jetzt hab ich euch noch nen Blog geschrieben. Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr genießt den Advent. Ich fühl mich hier wirklich wie in pirates of the caribbean, viel zu geil.
  • Lasse: Moin an alle nach Hause, ich hoffe euch geht es gut. Ich trinke hier schön Mochitos am Strand bei angenehmen 30 Grad, aber ich hoffe, dass es bei euch in der Kälte auch aushaltbar ist.
  • Artur : Hola nach Hause, wir sind hier auf unserem nächsten ungeplanten Zwischenstopp angekommen. Hier in Carriacou ist die Welt echt perfekt, weiße Strände türkises Wasser, Kokosnüsse, Ananas und viel Baden. Heute waren wir hier an einer Strandbar und haben bei aufräumen der Hurrikanschäden geholfen. Ich hoffe ihr seid viel auf dem Weihnachtsmarkt und geniest die Kälte (fr) ein bisschen. Habt eine schöne Zeit und heute wonderfull day, Artur
  • Hanni: Grüße an Mama und Papa! Ich esse Ananas und trinke aus Kokosnüssen unter Palmen. Mir geht‘s mega! Grüße an meine lieben Großeltern, danke für das tolle Gedicht von Ptahotep! Und jetzt endlich mal grüße an meine liebe Yohanna! Danke für diesen absolut, perfekten Kojenvorhang! Keine Sorge Frauki, dich hab ich nicht vergessen, hab dich lieb und vermiss dich!
  • Adele: Liebe Grüße an meine Familie, Bonney, Aurelia, Lotti und LeiRu´24. Wir sind jetzt im Paradies, mit richtig geilen Kokosnüssen. Genießt die Adventszeit! ♥
  • Lucie: Hallo Leute hoffe ihr habt ne schöne Weihnachtszeit in der Kälte. Hier ist es echt heiß. Kokosnuss trinken und Ananas essen ist hier gerade richtig angesagt. Bockt voll! Hab euch alle ganz dolle lieb!!
  • Manuel: Ich grüße meine Oma. Karibik ist cool. Grüße auch an Sami, Julian, Jannis,Gudrun, Thomas, Elias, Freddy und den Walter-Clan
  • Feli: Liebe Grüße an alle Zuhause, ich hoffe euch geht‘s gut und ihr genießt die Adventszeit. Vermiss euch und hab euch lieb.
  • Linnéa: Liebe Grüße an Luc, Mama und Babée, Oma und Opa (beide), Nimmels, die Kieler, Silke und Mustafa, Ella und Miri, Sofie, Lisa, Lillian, Alex, Daria, Yara, Grensings, Mühlstädts, Katja, Konrad und Lonna. Ich hoffe euch geht es gut. Wir waren heute auf einer kleinen Postkarten-Insel mit Strand und Palmen. Ich bin auf eine Palme geklettert um eine Kokosnuss zu pflücken und wir haben beim Schnorcheln einen Oktopus gesehen. Vermisse euch und und hab euch ganz doll lieb!
  • Felix: Gude an alle! Liebes BEEM, ich freue mich mega auf alles was ihr gerade so plant und auf unser Festival. Wenn im Mai die Schwimmbäder aufmachen geh ich nicht da hin sondern stecke viel Energie in all die Aufgaben die dann noch anstehen! Danke euch! Liebe Helena, dir sende ich viel wärme und eine lange Umarmung. An alle die auch mal in Würzburg gewohnt haben, oder immer noch da wohnen, die zwanzig Minuten laufen haben mich sehr an die Weg in Wü erinnert.