18. April 2025 Handover again

18.04.25, 13:00 Uhr
Position: 50°11.839'N ·  01°39.098'W
Wetter: Stürmische Winde direkt von vorne
Geschwindigkeit: 7.1kn
Zurückgelegte Seemeilen: 13668nm
Kurs: West
Ziel: Scheveningen, Niederlande

Maritimes Leben: Kollisionskurs mit Delfinen

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Wir sind wieder im Ärmelkanal!! Hier waren wir schon am Anfang unserer Reise. Damals wussten wir noch kaum etwas übers Segeln, waren größtenteils seekrank und hatten uns gerade erst ans Schiff, den Seegang und die Menschen gewöhnt. Alles war neu und die Reise schien noch so lang. Der Gedanke, dass wir hier irgendwann nach sechs Monaten wieder sein werden, war noch kaum vorstellbar.

Doch jetzt segeln wir hier gekonnt lang und haben die Schiffsführung komplett in unserer Hand. Größer könnten die Unterschiede wohl kaum sein. Aber es gibt auch Dinge, die wieder gleich sind: die Wellen sind wieder kurz und schütteln uns so richtig durch, das Wetter ist grausam, europäisch kalt und nass und wir haben wieder sehr viele Schiffe um uns. Das macht es der Handover Crew natürlich nicht einfacher. Unsere Offiziere und Kapitänin haben alle Hände voll damit zu tun sich um die Verkehrslage zu kümmern und an die COLGREG (Kollisionsverhütungsregeln) zu halten.

Kapitänin Merle und Offizier Kilian auf der Brücke

Kapitänin Merle und Offizier Kilian auf der Brücke © Emilia Z.

Die digitale Seekarte zeigt diverse Schiff um uns rum

Die digitale Seekarte zeigt diverse Schiffsbewegungen © Emilia Z.

Währenddessen ist es aber auch auf Deck nicht langweilig. Wir haben sehr viele Squals (starke Böhen mit Regen und Wind) und sind am laufenden Band mit Trimming und Segelhandling beschäftigt.

Ich habe Gestern mal ein paar aus der Handover Crew gefragt, wie es bei ihnen läuft und was sie so machen.

  • Kapitänin Merle: Bei mir läuft es eigentlich ganz gut. Wir hatten die letzten Tage viele Squals und kommen gerade in den Ärmelkanal, also ist ziemlich viel Verkehr um uns rum. Aber das Schiff steht noch, es ist kein Wasser drin und niemand ist über Bord gegangen, also ich würde sagen passt alles. Sonst behalte ich den Überblick übers Segeln und die Crew und kümmere mich noch um die Routenplanung, heißt ich schaue, wann und wo wir mit dem Wind sein sollten.
  • Offizierin Antonia: Es ist eigentlich nicht so viel zu tun. Wir hatten viele Alarme in letzter Zeit und sind mit Motor gefahren, aber jetzt haben wir wieder Segel gesetzt. Im Allgemeinen ist es sehr gut und sogar besser als erwartet. Wir haben keine großen Probleme.
  • Offizier Artur: Läuft alles gut. Meine Aufgabe ist es sicher zu stellen, dass das Boot sicher zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommt, und ich unterstütze Chefin Merle bei ihren Aufgaben.
  • Bootsfrau Hanni: Es ist sehr geil. Ich komme irgendwie immer auf mehr als 10h Arbeitszeit.
  • Bosun Hanni beim Reparieren des Großstagsegels

    Bosun Hanni beim Reparieren des Großstagsegels © Emilia Z.

  • Maschinist Samuel: Ist geil und läuft geil. Wir haben einen Wasserstaubsauger repariert und nehmen die Wasseraufbereitungsanlage auseinander. Bisher hat alles geklappt und es bleibt hoffentlich auch so…
  • Matrose Sky: Läuft super. Ich unterstütze meine Watch bei ihren Aufgaben und helfe dabei, alle Manöver sicher durchzuführen.
  • Koch Assistentin Clara: Läuft 10 von 10. Die Galleygruppe ist zwar sehr lustig aber bisschen faul. Ich bringe sie zum Spülen und zaubere gutes Essen. Heute gibt’s Kaiserschmarren und Apfel Pfannekuchen.

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Zusätzlich habe ich auch die letzte Handover Crew gefragt, wie es für sie war, ob sie es nochmal machen würden und ob sie irgendwelche Tipps und Tricks für das jetzige Handover haben.

  • Kapitän Luca: War sau lustig und natürlich würde ich es nochmal machen. Und der jetzigen Crew kann ich nur empfehlen, sich nicht so viel Stress zu machen und Meetings auszusortieren.
  • Offizier Lennart: Chillt mal, kommt runter, man muss sich nicht so stressen lassen. Ich fands toll, mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich würde es auf jeden Fall nochmal machen.
  • Bootsmann Manuel: Das Handover war gut. Ich fand es sehr lustig und hatte sehr viel Spaß. Es war interessant mal von der anderen Perspektive aus zu arbeiten. Dem jetzigen Handover Team kann ich nur empfehlen, überarbeitet euch nicht, macht euch keinen Stress, wenn’s was Wichtiges gibt, sagt die echte Crew das. Kein Stress und nochmal macht euch keinen Stress.
  • Matrose Benni: Ich würde es auf jeden Fall nochmal machen. Als Tipps würde ich dem jetzigen Deckteam mitgeben, dass sie sich mehr über ihre Aufgaben für den Drill und allgemein übers Deck informieren sollten und als Deckteam über Moral und Arbeit sprechen sollten.
  • Maschinistin Emilia Z.: Ich fands super und würde es sofort wieder machen. Dem jetzigen Maschinisten empfehle ich, sich einfach auszuprobieren. Wenn was kaputt geht, dann kann man es wieder reparieren.

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Anja auf dem Vordeck

Anja auf dem Vordeck © Emilia Z.

Auch die Meinung der nautischen Crew fand ich interessant und habe mal rumgefragt, wie für sie das Handover aus Crew Sicht ist und ob sie jetzt mehr Zeit für andere Sachen haben. (Die Antworten sind ins Deutsche übersetzt)

  • Offizier Killian: Es macht Spaß und ist spannend zu sehen, wie die Schüler:innen sich auf nautischer und Seglerebene weiterentwickelt haben und wie sie im Gegensatz zur professionellen Crew mit Situationen umgehen. Ich habe ein wenig mehr Zeit für andere Sachen. In der ersten Nacht so null, aber jetzt schon mehr. Ich beschäftige mich jetzt eher mit der Bordkasse und habe Zeit um selber ausführliche Safetyrounds machen zu können.
  • Maschinist Diven: Das erste Handover war perfekt. Die Schülerinnen haben einen sehr guten Job gemacht, waren motiviert und haben gleichzeitig die Sicherheit gut im Blick behalten. Um etwas über die jetzigen Maschinist:innen zu sagen, ist es noch zu früh, aber es scheint als würden sie ihr Aufgaben zuverlässig machen. Ich habe im Allgemeinen schon mehr Zeit und habe mich mehr mit aufkommenden Aufgaben für die Werft im Sommer beschäftigt. Gleichzeitig muss ich mich allerdings weiter um die Betriebssysteme kümmern, die die Schüler:innen nicht bedienen dürfen.
  • Matrose Jordan: Ich finde das Handover ist eine sehr schöne und außergewöhnliche Idee, welche Schüler:innen die Möglichkeit gibt mehr zu lernen sich auszuprobieren. Und es ist sehr gut, um Gruppen Dynamiken zu beobachten. Und ja ich habe mehr Zeit für Wartungsarbeiten, die bis jetzt nicht geschafft wurden. Und außerdem mache ich mehr Selbstlernzeit, in der ich mich für meine Seglerkarriere weiterbilde.
  • Koch Pancho: Diese Zeit ist der Moment in dem die Schüler:innen wirklich zeigen können was sie bis jetzt gelernt haben. Ich habe jetzt durch das Handover Zeit, um Bücher fertig zu lesen und mir mehr aus einer außenstehenden Perspektive anzuschauen, wie die Galley arbeitet.
  • Matrosin Anja: Das Handover ist sehr unterhaltsam und ich habe jetzt ein bisschen mehr Zeit, um zum Beispiel in den Mast zu klettern.

Emilia Z.

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Liveticker:

  • Donnerstag 17.04. uns ist jetzt aufgefallen, dass wir unseren Mainmast leicht verbogen haben, da wir schon vor längerem die Running Backtays (2 bewegliche Stahlseile, die den Mast unterstützen) zu fest gezogen haben…
  • Am Abend hat ein supi dupi Poetryslam-Wettbewerb stattgefunden. Gewinnerin war Kefi, wir hatten mehrere Improvisationen und unser Bordarzt hatte einen wunderbaren Poetryslam über Hodenkrebs samt Verbreitung außer Konkurrenz vorbereitet.
  • Freitag 18.04. Uns ist das Großstagsegels beim Runternehmen quasi entzweigebrochen. Jetzt haben wir einen gewaltigen Riss in besagtem Segel. Und damit nicht genug ist nur 30 min später das Seil, welches das Großsegel an der Gaff (Baum oben am Segel) hält gerissen. Die Watch ist aber bereits fleißig dabei die Schäden zu beheben.

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Grüße:

  • Laura: Gaaaanz liebe Grüße an meine Familie! Wir kommen wahrscheinlich am 20. an. Liebe Grüße an Wiebke, ich hoffe wir sehen uns bald ;-) Außerdem liebe Grüße an Marie und Rosalie, danke für den Kaugummi hab mich sehr gefreut. Hab euch ganz dolle lieb!
  • Emilia Z. Ganz liebe Grüße an meine Family. Ich habe euch ganz dolle lieb und vermisse euch. Fühlt euch gedrückt… ⛵
  • Felix: Grüße an alle Lesenden die unsere Reise immer noch verfolgen! Helena, eine ganz lange und nahe Umarmung. An den Stammtisch, Donnerstag nach Ankunft wird sich schön freigehalten!