
21. März 2025 Ein ganz normaler Dienstag

20.03.2025 23:11 Uhr
Koordinaten: 33°19.398 Nord 61°21.737 West
Zurückgelegte Seemeilen: 10.325 Seemeilen
Wetter: Sonnig, kalt Wind: Nord 3 Bft
Momentane Geschwindigkeit: 6kn
Kurs: 80°
Ziel: Azoren
Stimmung: positiv, wenn auch zum Teil seekrank
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Ein ganz „normaler“ Dienstag in März
72 Meter, überall Wandbemalungen, Einreiseverbot in vielen Ländern, eine Crew, die ihr Leben riskiert, eine fette Kanone und mittendrin WIR.
8 Stunden zuvor:
7 Uhr Gulden Leeuw:
„Tonight we dinig in Valhalla“, hallt es durch den Dorm. Es gibt Frühstück. Zwei Stunden später sind alle satt, das Schiff sauber und der Abwasch gemacht. Es geht los. Wie eine große Karawane ziehen wir von der Gulden zur Bushaltestelle. Warten. Als der Bus da ist, heißt es einsteigen und versuchen, einen der wenigen Sitzplätze zu bekommen. Natürlich ist der Bus nicht groß genug für alle, weshalb man beim Quetschen kreativ werden muss.
Nach einer viel zu langen Busfahrt sind wir endlich am Ziel: Bermudas Dockyards. Hier geht es erst ins Museum.

Die »Spirit of Bermuda« im Hafen © Julius
Nach dem Museum haben wir uns noch die Spirit of Bermuda angesehen. Und dann hatten wir endlich Freilauf. Galley, Gangwaywatch und die Deutschgruppen, die noch vorstellen mussten, mussten früher zurück, alle anderen bildeten Gruppen, ein Foto und konnten los.
Unsere Gruppe hatte direkt ein Ziel. Bereits auf der Busfahrt hin hatten wir sie gesehen: Die John Paul DeJoria. Sie gehört zu Neptunes Navy, die irgendwie mit Sea Shepherd in Verbindung steht.

Wale an der Wand © Julius
Das sind Organisationen, welche etwas gegen die Ausbeutung der Ozeane unternehmen und nicht immer ganz legalen Mitteln kämpfen.

Die »John Paul« gehört zur »Neptune’s Navy« © Julius
„Ist ein Versuch wert“ (Lennart)
Mit der Hoffnung dieses Schiff besichtigen zu können standen wir zehn Minuten später neben der Gangway von genau jenem Schiff. Und dann wurden wir gefragt: „Hey, do you want a tour?“
Und dann ging es los!
Der Engineroom ist vier mal so groß wie der der Gulden. Er hat zwei Motoren mit je 2600 PS – also hat das Schiff die 7-fache Leistung von uns und außerdem einen eigenen Generator Raum mit vier Generatoren, einen eigenen Engineroom-Controllroom und einem Umkleideraum für den Engineroom.

Schalterwand im Maschinenraum © Julius
Die Galley ist drei mal so groß wie unsere. Wenn du auf dem Schiff wohnst/arbeitest bekommst du eine eigene Kabine mit Meerblick und ein eigenes Bad. Das Beste sind ihre Aufenthaltsräume: Eine Messe (Essensraum) mit einer sehr geilen Wandbemalung [Bild].
Zwei Aufenthaltsräume mit Sofa, Büchern und Fernsehern, wo nicht nur die Crew und Pädis reindürfen.

In eine der Messen auf der »John Paul« © Julius
Überall sind Wandbemalungen, Schilder und Kulleraugen. Es war wie in einem Film. Geführt wurden wir von zwei Deckhands, welche extra für uns ihre Arbeit unterbrochen hatten. Durch sie erfuhren wir einiges über die Crew: Sie ist international wie bei uns. Im Gegensatz zu uns hat aber fast jeder ihrer Crew-Mitglieder ein Einreiseverbot in Japan, weil die Japaner:innen es nicht mögen, wenn man versucht, ihre Walfang-Industrie zu stören. Außerdem kommt es wohl vor, dass man am Ende von manchen Operationen erfährt, dass der Leiter der Operation von Interpol gesucht wird. Auf Grund dessen und ihrer nicht immer ganz demokratischen Methoden, muss das Schiff auch regelmäßig seine Nationalität ändern, weil es die Flagge von dem Land entzogen bekommt.

Watergun © Julius
Nun zur Bewaffnung:
Die John Paul ist mit einer Löschpistole ausgestattet, hat außerdem bei bestimmen Operationen AK-47 an Bord, also einen Raum mit AK-47s, welche nur für Piraten eingesetzt werden. Dazu hat das Schiff einen verstärkten Rumpf und ist außerdem auch noch spezial ausgebaut, falls es zu Lecks kommt. All das gibt dem Schiff sehr mächtige Waffen. Sie könnten, die Brückenfenster eines Walfangschiffes zerstören und die Brücke mit einer so großen Menge Wasser fluten, dass dies zum Sinken des Schiffes führen kann. Hilft das nicht, kann es schon einmal passieren, dass es aus Frust und fehlender Konzentration zu unbeabsichtigten Kollisionen kommt.
All das ist natürlich stark verwerflich und ethisch absolut nicht vertretbar – die armen, armen Walfänger [Anmerkung: Es sollen keine Personen beleidigt/angegriffen werden, dieser Kommentar bezieht sich allein auf die Tätigkeit].
Nach dem die Tour zu Ende war, wir uns verabschiedet und bedankt hatten, fuhren wir nach Hamilton um noch schnell was zum Essen zu holen. Danach ging es zurück auf die deutlich kleinere und unluxeriösere Gulden, welche leider noch keine Wasserkanonen hat. Am Abend haben wir zusammen Cow Spiracy geguckt, wobei allerdings viele schon geschlafen hatten. Zwei Tage später waren 95% (41 von 43) der Students Vegi – einfach mal nen Monat testen, kann ja nicht schaden.
Julius
News-Ticker:
- Erste Segel gesetzt auf dem zweiten Atlanticcrossing – Noch haben wir es nicht ganz realisiert.
- Focaccia wird gebacken – Seltener Besuch in der Galley, 2. Offizier Kilian teilt auch hier sein Wissen.
- Erste Wellen räumen den Schrank mit Heften leer – Boden nun sehr belesen.
- RIP: Großer, verstellbarer Schraubenschlüssel – Du hast uns gute Dienste geleistet!
- Lustige Videos gefunden – Felix lacht immer noch.
- Stille Nacht – Studenmess so leise wie schon lange nicht mehr.
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Grüße:
- Marie: Ich grüße mal wieder die ganzen Lipper Leute – ich habe immer wieder Situationen hier an Bord, während meiner pädagogischen Arbeit oder auch privat, in denen ich euch gerne um mich hätte zum Quatschen, Spaß haben oder einfach mal zum gemeinsam Zeit verbringen ohne viel zu reden. Happy Birthday, liebe Pinar! Hab einen wunderbaren Geburtstag heute und feiere ihn angemessen. Umarmungen an meine Familie :)
- Julius: Grüße an meine Familie, Vincent, Anton, Julian und Lui. Ich vermisse euch und freue mich euch wieder zusehen.