
14. April 2025 Die Engineer Emilias

14.4.2025, 10:00 Uhr
Koordinaten: 46°28.579‘N 18°53.484‘W
Zurückgelegte Seemeilen: 13 169 nm
Wetter: wechselhaft · Wind: 6 Bft
Momentane Geschwindigkeit: 9,7 kn
Kurs: Nord-West · Ziel: Ärmelkanal
Stimmung: fleißig am SBF-Lernen
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Handover – Die Engineer Emilias
Während ihr gerade wahrscheinlich entspannt zuhause seid und den Frühling genießt, euch mit Freunden trefft oder vielleicht auch Geburtstag feiert, sind wir auf dem Nordatlantik unterwegs und gerade mit unserem ersten Handover fertig.
Ich (Emilia Z.) war gemeinsam mit Lia (Emilia Q.) Engineer. Begonnen hat unser Handover am Montag, dem 7. April., im Hafen von Horta auf den Azoren. Um 9 Uhr ging es für uns alle mit einem Crew Meeting in der Crewmess los - es ging vor allem um den anstehenden Firedrill (Feueralarmübung). Da wir mehr Leute in unserer Handover-Crew waren als die originale Crew, konnten leider nicht alle mitmachen. Ich durfte als Haupt-Engineer die Rolle unseres Engineers, Diven, übernehmen. Mein Job war es vor allem, die Ventilationen (Luftzufuhr) zu schließen und für den Einsatz der Feuerpumpe (Feuerlöschanlage) und unserer CO₂-Löschsysteme bereitzustehen.
Der Drill war auch sehr lustig, weil zwei unserer Student-Deckhands (Colleen und Benjamin) in voller Feuerlöschmontur wie zwei Minions übers Deck gelaufen sind. Und es war cool, mal die andere Seite zu sehen und nicht nur in der Studentmess auf Anweisungen der Crew zu warten.

Crewmeeting in der Crewmess © Marie
Beitragsbild: Die Engineer Idlehands Rocky, Linnea und Antonia warten auf ihren Einsatz © Marie

Emilia Z. und Lia im Shaftroom © Diven
Für Lia und mich ging es dann direkt nach dem Drill in den Engine Room und weiter in den Shaftroom. Das ist so ein kleiner tunnelähnlicher Raum ganz hinten im Engine Room, durch den unser Schaft (die Stange, mit der unser Propeller mit der Maschine verbunden wird) läuft. Unsere Aufgabe war es, den Schaft ganz, ganz am Ende von jeglichen Fetten mit Entfetter zu säubern. Aber um dahin zu kommen, mussten wir erst einmal den Boden schrubben, auf den durch ein Leck Öl und Fett tropften. Mit guter Musik und den sogenannten Blaumännern – blaue oder beige Arbeits-Ganzkörperanzüge – haben wir ganze sieben Stunden auf engstem Raum verbracht, um alles sauber zu machen. Zum Glück hatten wir zwischendurch Pausen. Als wir dann um 20 Uhr endlich fertig waren, konnten wir ablegen und auf die hohe See zu unserer letzten großen Etappe starten.
Dass ich jetzt die offizielle Engineerin war, habe ich in der ersten Nacht direkt zu spüren bekommen. Ich wurde zumindest noch nie vorher nachts um viertel vor eins mit den Worten „wir haben einen Alarm und brauchen dich auf der Brücke“ geweckt. Doch das Problem war schnell gelöst. Schon eine Stunde später lag ich wieder schlafend in meiner Koje. Das war auch notwendig, denn wir wurden schon um 9 Uhr zu unserem ersten All-staff-Meeting (Meeting mit der gesamten Crew und Pädis) mit den Handover-Pädis geweckt.
Danach haben wir unseren Arbeitstag ganz entspannt um 10 Uhr mit der Daily Round, bei der wir eine Runde übers Schiff machen und nach technischen Problemen Ausschau halten, begonnen. Über den Tag verteilt haben wir dann ein paar kleine Jobs gemacht, wie zum Beispiel zu versuchen, den Hochdruckreiniger zu reparieren, jegliche Haare aus den Abflüssen der Duschen zu fischen, damit das Wasser wieder ablaufen kann – jap, auch das ist ein Engineer-Job – zu versuchen, einen Deck-Staubsauger aufzuschrauben und unser Glück an einer kaputten Bohrmaschine zu versuchen: diese Bohrmaschine hat uns die gesamte Woche verfolgt. Sie dreht sich leider nicht mehr und unsere Aufgabe war es, sie zu reparieren. Wir durften uns komplett ausprobieren, und arbeiten auch jetzt nach dem Handover noch an ihr.

Emilia Z. beim Waschmaschine-Reparieren © Karo
Unseren Tag haben wir wieder mit der Daily Round mitsamt Schwarzwasser (Scheisse) über Bord pumpen beendet.
Auch diese Nacht wurde ich nicht vor einem Alarm verschont – unsere Wassertanks waren voll und der Wassermacher musste ausgeschaltet werden. Unter Beaufsichtigung eines Crewmembers durfte ich ihn selbst ausschalten und dann nochmal eine Mütze Schlaf bekommen.
Für Lia und mich stand am Mittwoch ein dreckiger und fettiger Job an, wir mussten unsere Ankerwinde fetten. Wieder in Blaumännern und mit Partymusik haben wir unsere eigene Ankerwinde Einfett-Party gefeiert. Wir standen, lagen oder hingen kopfüber in der Ankerwinde und haben versucht, diese einzufetten, was sich als sehr viel dreckiger herausgestellt hat, als gedacht. Zwischendurch musste ich noch kurz zu einem Alarm auf die Brücke und die Waschmaschine reparieren. Wir hatten so unseren Spaß, wenn auch das Säubern der Eimer, die wir benutzt haben, uns noch bis an unseren letzten Tag verfolgt hat. Unsere Lektion aus dieser Aktion ist eindeutig, Fett ist dreckig und schlimm zu säubern …
Unsere letzten zwei Tage haben wir dann vor allem mit kleinen Jobs verbracht. Wir haben der Galleytür einen neuen Handgriff angebaut, weiter versucht, die Fetteimer zu säubern, wieder einen Alarm in der Nacht gelöst, den monatlichen Check-up an unserem Man-over-bord- Boot gemacht, gelernt wie unser Steuer-System funktioniert und noch vieles mehr, was so angefallen ist. Zu Ende war das Handover dann am Freitag um 20:00 Uhr für uns nach unserer Daily round und einem letzten Versuch mit der Bohrmaschine. Wir haben sie jetzt als Freizeitprojekt für wann anders vertagt …
Alles in allem war es eine mega lehrreiche und interessante Zeit. Wir haben sehr viel neues gemacht und einen Einblick in die Arbeit eines Engineers an Bord eines Tall-ships bekommen. Wer weiß, vielleicht geht es für uns ja auch später mal in diese Richtung? Es hat auf jeden Fall krass viel Spaß gemacht und ist sehr vielfältig.

Die Pädis lernen Knoten von der Handover-Crew © Marie
Kleiner Funfact am Rande:
Die Handover Engineers sind Emilia Z. und Emilia Q. (Lia) im ersten Handover und Samuel und Emilia G. im zweiten Handover. Bei uns ist die Emilia-Power am Start.
Emilia Z.
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Live-Ticker:
- Freitag 11. April: Unser erstes großes Handover ist zu Ende. Es war eine mega aufregende, spannende und lustige Zeit. Zwischendurch sind wir auch mal entgegen unserer eigentlichen Fahrtrichtung gefahren und haben eine Feuerübung mit Bravour gemeistert.
- Samstag alias Sonntag hier an Bord 12. April: Um diese Verwirrung direkt zu klären, wir haben unsere Tage umbenannt. Ab jetzt gibt es nur noch 5 Tage Wochen. Der Samstag wird einfach zum Sonntag und so weiter. Die nächste Woche beginnt für uns dann am Dienstag mit dem nächsten Handover.
- Sonntag 13. April: Ab jetzt haben wir vier Tage Selbstlernzeit als Unterricht. Es wird immer mehr und intensiver für den SBF-Schein gebüffelt, schließlich wollen wir alle bestehen und die Zeit bis zur Prüfung wird knapp.
- Montag 14. April: Morgen startet das nächste große Handover. Wir sind gespannt und machen uns bereit auf das, was wohl kommen mag. Lasst die zweite Runde starten.
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Grüße:
- Emilia Z.: HAPPY BIRTHDAY MUM !!! (ノ◕ヮ◕)ノ*:❁・゚Ich habe dich ganz dolle lieb und freue mich bald mit dir gemeinsam nachzufeiern ✧*★,°*:.☆( ̄▽ ̄)/❁:*.°★* bis dahin feier ich in Gedanken mit dir mit und schicke dir Flugküsse übern Atlantik. Auch ganz liebe Grüße an Dad, Oski und Davi, ich habe euch ganz dolle lieb, feiert Mum heute schön für mich mit. Ich hoffe es gibt guten Kuchen und gute Laune. Fühlt euch alle gedrückt und geknuddelt. ⛵
- Laura: Ganz liebe Grüße an meine Familie und Freunde! Alles gute zum Geburtstag Susa und Maxito! Hab euch alle ganz dolle lieb! PS: Titanic schauen wenn man selbst Heeling hat ist ein bissi gruselig.
Perseus: Liebe Grüße an Oma und Opa, ich hab euch lieb und vermisse euch! Kass, Leif, Ophi, hab euch lieb, ich denk an euch und freu mich schon aufs Wiedersehen am 1. Mai! - Bo: Viele Grüße an ALLE wir fahren gerade mit 10kn Richtung Zuhause. So langsam ist dann auch schon das Packen angesagt. Hier an Bord ist es auch noch recht gute Stimmung die letzten Wochen. Ich freue mich schon euch alle wiederzusehen. Und noch mal ein ganz großes Dankeschön an die Post die im Laufe der Reise angekommen ist (Costa Rica, Azores) Macht es gut und bis bald....