17. Mai 2024 Was kommt jetzt?
Seit zwei Wochen sind wir nicht mehr alle gemeinsam mit High Seas High School, dem segelnden Klassenzimmer, unterwegs, sondern über ganz Deutschland und die Schweiz verteilt. Wir haben uns mehr oder weniger wieder eingelebt, sind überrascht, wie gleich und normal, aber doch anders alles ist. Denn erst jetzt beginnen wir, zu realisieren, was für eine unglaubliche Zeit eigentlich hinter uns liegt. Einige meiner Gedanken zu Beginn bzw. während, am Ende sowie nach der Reise habe ich hier noch einmal zusammengefasst.
Ausschnitt aus Gedanken
zu Beginn bzw. während der Reise:
Nehmt ihr mich wahr, wie ich bin?
Oder ist das nicht der Sinn?
Komprimiert ihr mich auf eine Eigenschaft, eine Leidenschaft, einen einzigen Eindruck, wie ich bin, wer ich bin und wer ich zu sein habe?
Welchen einseitigen Charakter ich in mir trage?
Oder seht ihr mich aus mehreren Perspektiven?
Denn es ist eindeutig bewiesen:
Jeder Mensch ist so viel mehr als die Beschränkung auf einen kleinen Teil seiner Selbst.
Jeder Mensch hat viele Seiten,
Gute Seiten, schlechte Seiten, wenn eine Wertung hierbei überhaupt Sinn ergibt und möglich ist.
So viele Seiten, die sich mit der Zeit entwickeln, die man anfangs vielleicht nicht entdeckt, weil verdeckt, oder an sich selbst noch gar nicht kennt, denn vielleicht ist man selbst sich manchmal auch noch fremd.
Ende der Reise:
7 Monate, eine lange Zeit, wirkte am Anfang, in der Biskaya, noch unendlich weit.
Jetzt, am Ende der Reise,
sag‘ ich euch weise: Die Zeit verging viel zu schnell.
Einerseits so intensiv, hauptsächlich positiv,
andererseits so viel Zeit für Gedanken zur Reflexion von sich Selbst und der Welt und den Geschehen im eigenen Leben,
andererseits so wenig Zeit, schließlich musste man ja auch irgendwie zumindest ein bisschen verarbeiten, was man tagtäglich so erlebt.
So oft frage ich mich: Was kommt, wenn unsere Zeit vorbei ist?
Ich will es nicht.
Und freue mich doch auf das, was ich dann wieder haben werde.
Ich will nicht, dass wir uns verteilen, alle wieder woanders verweilen.
Sodass wir am Ende überall sind, nur nicht zusammen.
Gemeinsam haben wir so vieles erlebt.
Aber jetzt soll diese Zeit vorbei sein?
Das kann ich nicht akzeptieren. Will ich nicht akzeptieren.
Muss ich aber. Müssen wir alle.
Dennoch bin ich noch nicht soweit, zu verstehen, dass diese Zeit, in der wir mehr und mehr eine Gemeinschaft bildeten und so viel durchstanden, nun fast der Vergangenheit angehört.
Niemand weiß, wie es wird, wenn wir wieder zurück sind.
Wir können uns nur fragen: Was kommt jetzt?
Wieder zuhause:
Zu schnell ist diese Reise vergangen,
zu schnell war alles vorbei.
Wir sind aus unserem alten neuen Leben gerissen worden, um zurückzukommen in die neue alte Normalität.
Neue alte Normalität, die für alle etwas Anderes bedeutet,
denn wir alle leben nun wieder andere Leben,
haben andere Themen, die uns bewegen,
und unterschiedliche Orte und Menschen, die wir sehen.
Dennoch werden wir die einzigen sein, die uns gegenseitig wirklich verstehen.
Wie schwer und schön zugleich es ist, wieder hier zu sein.
Dort zu sein, wo wir „zuhause“ sind.
„Zuhause“ waren wir aber auch seit Oktober.
Unser Nachbar und meist guter Freund war der Wind.
Ach, wie ich all das vermisse.
Das Erkunden von Ländern, das Segeln und das Leben an Bord, das Sitzen auf den Breezeways, die Zahnputzpartys, die DeepTalks und das Hören von „A Sky Full of Stars“ unter’m Sternenhimmel.
Ebenso die zahlreichen Tiersichtungen, Delfine, Wale, Tunas und Fliegende Fische, die neben dem Schiff herspringen, Treffen mit inspirierenden Personen, das ganz andere Wohnen und das stetige Menschengewimmel.
Das Lernen über bisher unbekannte Kulturen, das Begeben auf geschichtliche Spuren, das Tauchen und die Regenwaldtouren.
Nie kann man all das in Worten zusammenfassen,
welche unglaublichen und intensiven Erinnerungen die letzten 7 Monate in uns hinterlassen.
Selbst haben wir noch nicht ganz begriffen,
wie sehr diese uns ergriffen,
vielleicht werden wir das nie.
Diese Auszeit von der gewohnten Welt, das zeitgleiche Rauskommen und neue Entdecken, war irgendwie auch Therapie.
Die Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln und einfach man selbst zu sein.
Inzwischen regelmäßig kurz davor, zu weinen,
wenn man feststellt,
dass es nie mehr so werden wird, wie es eine halbe Ewigkeit lang war.
Wenn einen das Fernweh überfällt und man in Gedanken an die Vergangenheit verfällt,
man zurückdenkt an all die verrückten Sachen,
versuchen wir uns klar zu machen,
dass das Ende von High Seas nicht das Ende der Gemeinschaft und des Abenteuers bedeutet,
sondern nur einen neuen Lebensabschnitt einläutet.
Mit neuen Perspektiven, neuen Ideen und Erfahrungen, die uns stärken,
blicken wir in eine Zukunft,
für die wir nun viel genauer wissen, was uns denn eigentlich glücklich macht und was wir wirklich wollen.
Unsere High Seas-Reise mag nun offiziell vorbei sein, doch in unseren Herzen wird sie niemals enden.
von Elisa
(inzwischen öfter auch wieder Lara gerufen ⛵)
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Grüße:
- Elisa (für die Landratten Lara): Ein letztes Mal schreibe ich nun in diesem Blog Grüße und ach, ist das ein komisches Gefühl! Vor allem, weil ich nicht wie sonst irgendwo in der Student Mess sitze, sondern auf unserem Sofa zuhaus e… Und anders als all die Grüße zuvor, grüße ich nun alle Mitsegelnden unserer großen Reise - ich vermisse die Zeit mit euch allen sehr und denke an euch!!!