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20. März 2024 Was ist das?

Datum: 20.3.2024
Position: 33°29,001‘N 62°48,210‘W
Kurs: 45°
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 10396.69 nm
Wetter: warm, starke Brise, vereinzelt Wolken, viel Sonne
Temperatur: 20,3°C · Wind: N 3-4
Gesetzte Segel: inner jib, forestaysail, mainstaysail, main sail
Geschwindigkeit: 6,6 kn
Anzahl der Seekranken: ca. 6
Stimmung an Bord: müde-erschöpft (wegen Seaschedule) mit neugierigem Blick auf die Azoren
 

Was ist das in Philips Hand?

Was ist das in Philips Hand? © Peggy

Was ist das?

Das fragten wir uns alle, als unser Engineer Philip ein merkwürdiges Ding zeigte. Philip liebt Quizspiele, aber dieses war für alle neu: Wrong answers only! Denn, wie sich später herausstellte, hatte auch Philip keine Ahnung, was das war. So begannen also ein paar Leute mit einer kreativen Geschichte, was das sein könnte und reichten diese bei Philip ein. Es stand eine Belohnung aus: Nachos – ein rares Gut auf diesem Schiff. So begann ich also meine Geschichte, in der es von physikalischer Unsinnigkeit nur so wimmelte.

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Ein „luxuriöses Multifunktionstool“ aus alter spanischer Seefahrt bekommt Popularität in der Filmindustrie

In der alten spanischen Seefahrt um 1600 wurden sogenannte „Multifunktionstools“ immer populärer. Gerade auf See konnte man wenig mitnehmen, doch für die spanischen Kaufleute wollte man die Seefahrt so luxuriös wie nur irgend möglich gestalten. Feste wurden gefeiert und wo Feste sind, ist auch Alkohol. Damit sich die Kaufleute auch ordentlich betranken, gab es einige „Selbstbedienungstresen“. An diesem Tresen gab es je acht verschiedene alkoholische Getränke. Diese wurden, je nach Anlass, stets neu zusammengestellt. Das Hauptteil der Konstruktion wurde aber noch für andere Sachen verwendet. Aber dazu später mehr.

Zeichnung des Geräts

Abb.1: Multifunktionstool mit Geschichte © Tomke 

Das »Produkt« saß auf einem sich öffnenden Tresen, in dem sich acht verschiedene alkoholische Getränke in je einem Fass befanden. Durch die damals noch offene Seite führten Schläuche hoch zu den Zapfhähnen. Von dort zapften sich die spanischen Kaufleute die verschiedensten alkoholischen Getränke ab.

Funktionsskizze des Geräts

Abb.2: Funktionsweise des Tools © Tomke

Statt die Zapfhähne einfach zu beschriften, stellte die Crew je eine Flasche des jeweiligen Getränks über jeden Zapfhahn. Das passierte über einem Tablett, welches via eines Rohres am Gestell per Gewinde befestigt war. So sahen die spanischen Kaufleute was sie tranken, denn ab einem gewissen Zustand kann man auch kein Schild mehr lesen.

Zeichnung des Geräts

Abb.3 © Tomke

Nun sind die spanischen Kaufleute nicht unbedingt immer am Trinken und genießen bei Kaffee und Kuchen das ein oder andere Stück Obst, manchmal sogar mit Schokolade überzogen – frisch aus dem Schokobrunnen. 

Abb.4: Der Weg der Schokolade

Abb.4: Der Weg der Schokolade © Tomke

Im Schokobrunnen sammelte sich die Schokolade im Auffangbecken und wurde dann wegen den Druckunterschieden im Raum nach oben gedrückt. Die Schokolade kam dann ganz smooth bei der oberen Platte raus. Es lief runter auf das Mittelstück, dessen Schraubenlöcher ein zu schnelles Auslaufen bzw. Überlaufen verhinderten. Wo beim „Selbstbedienungstresen“ die Schläuche durchliefen, wurden hier lange Schrauben reingedreht, um ein zu schnelles Auslaufen zu verhindern. Es ist schließlich immer noch ein Brunnen. Vom Mittelstück ist die Schokolade dann auf das untere Stück gelaufen, das vom Aufbau ähnlich zu dem Mittelstück ist. Von dort ist die Schokolade dann in das Auffangbecken gelaufen, wo der Kreislauf von vorn begann.

Für die ersten paar Monate lief alles einwandfrei. Die spanischen Kaufleute waren zufrieden. Sie genossen nachmittags die Schokolade vom Schokobrunnen und abends den Alkohol vom „Selbstbedienungstresen“. Über die Zeit wurde die Crew aber immer schlampiger bei der Reinigung und immer öfter ging es den spanischen Kaufleuten nach dem Konsum der Schokolade schlecht. 

Zeichnung des Geräts

Abb.5: Ansicht von unten © Tomke

 
Denn: Im sternförmigen Innenteil sammelte sich mehr und mehr Schimmel. Dort, wo erst Schokolade rauskommt und danach das Konstrukt von unten an den Tresen befestigt wurde, wurde am schlechtesten geputzt. Irgendwann in den 1620ern wurde dieses „Multifunktionstool“ vergessen und auf den verschiedensten Dachböden gelagert.

Im späten 20. Jahrhundert, um die 1980er Jahre, fand ein Filmproduzent dieses Teil auf dem Dachboden seiner Uroma. Sie war leider kürzlich verstorben und er hatte keine Chance sie zu fragen, was es damit auf sich hatte. Er recherchierte in den Aufzeichnungen seiner Vorfahren und fand eine Zeichnung des „Selbstbedienungstresens“. Er baute ihn nach und schon bald kam dieser in seinen Filmen vor. Er wurde immer populärer und schon bald wurde der „Selbstbedienungstresen“ in „Die Tribute von Panem“ auf der Hochzeit von Katness Everdeen und Peter Mellark gezeigt. Es wurde in das Gewinde ein Loch gebohrt, um dort ganz geschickt eine kleine Kamera zu verstecken. So konnten die Filmproduzenten Aufnahmen aus den verschiedensten Winkeln filmen.

Über die Serie „Tribute von Holland“ (shout out für den Namen an Vincent, sehr kreativ, dankeschön), einer niederländischen Fan-Seite von „Tribute von Panem“ auf Facebook, fand Robert, Eigentümer des Schiffes, heraus, dass es zu dem Film eine Spenden-Tombola gibt und kaufte sich direkt ein paar Lose. Dafür gab es originale Kulissen-Stücke, unter anderem dieses „Multifunktionstool“, das Robert schlussendlich auch gewann. Da die Filmproduzenten nicht zum, wie in dem Film gezeigt Alkohol anregen wollten, schweißten sie den Teil, wo im „Selbstbedienungstresen“ einmal die Schläuche durchführten, zu. Sie kippten Blei in den entstandenen Hohlraum, damit es schwerer wird, und verschlossen diesen dann mit den originalen Schrauben, damit es äußerlich möglichst ähnlich aussieht, wie das, was die Zuschauer im Film sahen. Robert wusste nicht so wirklich, was er damit machen sollte, also nahm er das Stück mit an Bord der „Gulden Leeuw“ und fragte Cody, ob er etwas damit anfangen könne. Dieser verneinte und das Stück Metall wurde wahllos in Harry Potters Kleiderschrank gesteckt, wo es dann Engineer Philip Jahre später fand und in einem Mustering über 40 Schüler:innen fragte: Was ist das?!                                             
 

Schüler:innengruppe auf der Brücke

Wir haben keine Ahnung ob wir die Funktion des ominösen Teils (welches sich inzwischen in Luft aufgelöst hat) korrekt beschrieben haben – Preise gab es trotzdem für die Teilnehmer:innen der Forschungsgruppe! © Peggy

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, diesen Text zu verfassen und ich habe mich an Moritz‘ Motto gehalten: „Sch... labern kann ich!“
 
Ganz liebe Grüße damit an alle Leute da draußen!
Tomke