26. April 2024 Vier Chefs, ein Vicho
Datum: 25.4.2024
Position: 53° 19.591'N 004° 53.202'O
Kurs: Richtung Helgoland
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 14.282 nm
Wetter: regnerisch · 12°C · Wind: SW 5
Gesetzte Segel: Outer Jib, Forestay Sail
Geschwindigkeit: 5,1 kn
Stimmung an Bord: heiter in der Galley
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Wir reisen zurück.
Stand 29. Februar 2024:
Nach dem langen Aufenthalt in Panama/Costa Rica, zurück auf dem Schiff, haben wir ein neues System erhalten, dass die Trainees in verschiedene Aufgabenbereiche einteilt um sie zu fördern. Insgesamt haben wir vier Bereiche: Deck, Officer, Engineer und Chef, in jeder Watch gibt es vier Deckhands, vier-fünf Officers, einen Engineer und einen Chef, dazu gibt es für jeden Bereich verschieden strukturierte und angepasste Sailorships, die es ermöglichen, auf die kommenden Handovers vorzubereiten. Die verschiedenen Leute wurden nicht durch Zufall in die Bereiche eingeteilt, sondern man sollte vor Panama/Costa Rica seine Top drei Bereiche aufschreiben, die man am liebsten belegen möchte.
Nun aber weniger zum Allgemeinen, mehr zu Lars’, Konstis, Kilians (D.) und meinem (Jannis) Bereich: Wir sind die Chefs, die von unserem Koch Vicho (Vicente) ausgebildet werden.
Als Chefs haben wir keine Sailorships, sondern Projekt-Tage, an denen wir von Vicho Projekte bekommen, die wir als Chefs bearbeiten sollen. Diese Projekte können verschieden sein, Aufgaben in den Stores, Deep-Clean Aufgaben in der Galley, Backen für alle oder generell helfen in der Galley. Insgesamt haben wir an vier Tagen in der Woche Projekt-Tage, die von 14 – 18 Uhr gehen und an diesen Tagen hat man dann zusätzlich keine Watch, aber wenn man Galley hat, muss man trotzdem abspülen. An den restlichen Tagen hat man normal Watch oder Galley, wenn man dann aber noch nicht genug hat von der Galley, kann man vier Stunden Watch gegen vier Stunden Galley tauschen. Schon am ersten Tag sollten wir vier die Galley übernehmen und das Essen für den Abend vorbereiten, dabei hat uns Vicho passiv geholfen, zum Glück war es dann nicht die Aufgabe der Chefs abzuspülen und sauber zu machen. Es war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag/Abend, wenn auch ein wenig chaotisch.
Wir hatten zwar erst eine richtige Woche von Panama nach Kuba, in der wir uns als Chefs ausleben konnten, doch ich habe es sehr genossen und freue mich auf die Zeit nach Kuba und möglicherweise werde ich mich in den Handovers bewerben.
Stand 29. März 2024:
In den zwei Wochen nach Kuba, gab es für uns als Chefs intensivere Projekt-Tage, die uns den Rest des Wissens über die Galley beibringen sollten, um danach eigenständig in der Galley zu fungieren und Verantwortung übernehmen zu können. Als Projekte gab es Food-Planning, einen kompletten Deep-Deep-Clean der Galley oder Gemüse vakuumfest zu verpacken, um es länger haltbar zu machen. Angekommen in Bermuda stoppten die Projekt-Tage, wegen dem A-B-Wechsel und vor allem dem Crew-Wechsel, da Vicho uns verlassen würde.
In den letzten vier Wochen seitdem Vicho bei uns als Koch aufs Schiff gekommen war, habe ich ihn als Koch und als Freund ins Herz geschlossen. Ich denke auch, dass diese Bekanntschaft mit ihm bis jetzt eine der besten war in meinem Leben. Ich hatte zwar schon davor eine kleine Vorliebe fürs Kochen, aber ich habe sie nie wirklich ausleben können. Aber hier auf dem Schiff mit Vicho ist die Flamme fürs Kochen sehr viel größer geworden und wird wahrscheinlich in meinem weiteren Leben eine große Rolle spielen.
Als abschließende Worte kann ich mich nur bei Vicho und den anderen Chefs bedanken für diese lehrreiche und großartige Zeit.
Stand 10.April 2024:
Mittlerweile kochen wir mit Pancho (einem Freund von Vicho aus Chile) und Konsti und ich, mit Helena als Chefs-Assistant sind als Chefkochs im Handover mit viel Verantwortung unterwegs.
Stand 25. April 2024:
Die letzte Woche der Reise ist angebrochen und als Fazit des Handovers als Chefkoch kann ich sagen, dass es anfangs sehr ungewohnt war, diese Verantwortung vollkommen auf sich allein gestellt, zu haben und alles selbst zu strukturieren. Nach geraumer Zeit, konnte ich alles so managen, dass ich den Überblick über nicht alles, aber das Meiste hatte (dabei haben mich das Galleyteam und Pancho unterstützt). Dazu konnte ich Aufgaben verteilen und selbst machen. Ich will nicht leugnen, dass ich Fehler gemacht habe, wie z.B. ein paar mal der Feueralarm ausgelöst, da wir den Ofen zu schnell geöffnet haben, aber aus Fehlern lernt man und es wurde von Tag zu Tag besser. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich habe in der letzten Zeit sehr viel gelernt, was ich in meinem späteren Leben und das nicht nur beim Kochen anwenden werden kann.
Ich bedanke mich noch einmal bei allen, die mich auf dieser Reise unterstützt haben.
Muchas Gracias, Amigos ;)
Jannis