20.Januar 2024 Ein kultureller Rückblick zur Halbzeit
Datum: 19.1.2024
Position: Longo Mai (Costa Rica)
Kurs: die Zeit unseres Lebens
Wetter: Viel zu warm (persönliche Meinung)
Stimmung: Ausgelassen, Motiviert
----
Moin liebe Verfolger:in unserer Blogbeiträge!
Nun wo wir alle sicher in Longo Mai in unseren Gastfamilien angekommen sind und wir gemeinsam auf fantastische dreieinhalb Monate zurückblicken dürfen, ist es auch für mich an der Zeit, einen Blogartikel für dich zu verfassen.
Ich möchte mich einem »Kulturellen Rückblick« seit dem Verlassen von Bremerhaven, widmen. Was bedeute das Ganze für dich und mich?
Auf den mehr als siebentausend nautischen Meilen und den so schönen und doch so unterschiedlichen Orten dieser Welt, die wir besuchen durften, war ebenso viel Zeit, um insbesondere kulturelle Unterschiede zu Europa oder besonders zu Deutschland zu verstehen und zu reflektieren. Angefangen von einem viel zu touristischen Santa Cruz (Teneriffa), bis hin zu Dörfern in sehr ärmlichen Bedingungen, auf zum Beispiel Teilen der Cap Verdischen Inseln, war wirklich alles dabei.
Persönliches Resümee war für mich schon früh auf der Reise, dass wer mit klassischen Stereotypen oder gewohnten Bildern des globalen Nordens nicht offen für neue Kulturen oder zumindest dem Versuch des Lernens an eine solche Reise herantritt, früh »aussteigt« und die Reise nicht in vollen Zügen genießen kann.
Ich zum Beispiel denke hierbei immer direkt, wie wir Anfang November mit der Gulden Leeuw vor einem sehr afrikanisch geprägten Santo Antao (Cap Verden) lagen. An einem der Abende, war geplant, am schwarzen Sandstrand der Küste auf Isomatten zu übernachten, kombiniert mit einem Lagerfeuer. Schnell waren viele der einheimischen Jugendlichen aus dem sehr kleinen Dorf, nah des Strandes, vor Ort. Viele der Schüler:innen (mich eingeschlossen) waren nicht von komplett positiven Absichten ausgegangen.
Rasch packten die »Locals« an und zogen Brennholz aus dem nah gelegenen Waldstück. Erste Frage in meinem Kopf: »Mal gucken, wann und wie viel Geld sie dafür wohl haben wollen«. Warum sollte man auch freiwillig Fremden beim Feuermachen helfen? Würde das jemals in Deutschland passieren? Ich denke mir: Natürlich nicht.
Positive Erfahrung: die Locals setzten sich zu uns ans Feuer, verbrachten den Abend mit uns und zum Schluss bedankten sie sich sogar, obwohl wir in ihrer Heimat am Strand saßen. Wow!
Das war nur einer, der schon vielen Momente des Lernens und Verstehens, die sichtbar Spuren hinterlassen haben. Einen weiteren »Aha-Moment«, bezogen auf meine persönliche Entwicklung, hatte ich auf Grenada, wo ich mich auf einmal in einem Minibus wiedergefunden habe, in dem mit mir 23 fremde Menschen saßen, obwohl dieser (das möchte ich betonen) öffentliche Bus, meiner Annahme nach, der deutsche TÜV höchstens für acht Personen ausgelegt hätte … Für mich war das vor der Reise undenkbar.
Abschließend möchte ich betonen, dass nicht jede Erfahrung im Ausland positiv verläuft. Ein großes Augenmerk sowohl im Unterricht als auch im privaten Austausch der Schüler: innen, lag auf den Frauenrechten entlang unserer Route. Von Landaufenthalt zu Landaufenthalt wurde die »Rolle« der Frau immer weiter in die Vergangenheit katapultiert. Viele Schüler:innen mussten sich leider schnell damit abfinden, dass hinterher geworfene Blicke oder flotte Kommentare, wohl leider dazu gehörten, auch wenn wir zugleich in vielen Ländern ebenso zumindest einen Teil Veränderung oder zumindest erste Zeichen eines hoffentlich kommenden Wandels beobachten konnten.
Liebe Grüße an dich und alle Leser: innen. Aus Costa Rica
Eric