27. November 2023 Der Atlantik als ein Platz zum Abschalten?
Datum: 27.11.2023
Position: 14°39.049’N 39°44,723‘W
Kurs: 260°
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 4.758.47 NM
Wetter: Sonnig, leicht bewölkt · 28°C · Wind: SO 3
Gesetzte Segel: Outer, Top Gallant, Upper, Lower, Cours, Main, Mizzen
Geschwindigkeit: 5,4 kn
Stimmung an Bord: gelassen und fröhlich
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Servus, grias Di oder wie auch immer …
von der Mitte des Atlantiks.
Auf den Spuren von alten, lang vergessenen und legendären Hochseeseglern sind wir jetzt schon fast an der Mitte des zweitgrößten Ozeans aller Weltmeere angekommen. Dem Atlantik. Er ist riesig, er ist gefährlich, er ist erbarmungslos und harmlos zugleich. Kurzum: Der Atlantische Ozean ist unbeschreiblich in jeder Hinsicht.
Ich werde heute davon berichten, weshalb dieser Ozean so eine unfassbare Challenge für alle von uns ist, aber auch, warum er eigentlich so geil ist. Außerdem werde ich darüber aufklären, ob der Atlantik tatsächlich ein Platz zum Abschalten ist, oder, ob er doch viel mehr von unseren psychischen und physischen Kräften abverlangt, als zuvor erhofft.
Wir alle haben uns vor dieser Reise das ambitionierte Ziel gesetzt, mit nur 16 Jahren, den zweitgrößten Ozean der Welt, gleich zwei Mal, zu überqueren. Von unserer Generation würde man erwarten, dass wir einfach mit dem nächsten Flieger nach New York und zurück jetten würden und so den Atlantik in nur ungefähr 24 Stunden zwei Mal überqueren. Doch das wäre wahrlich keine Challenge. Deshalb hat sich jede:r von uns für das Verkehrsmittel Segelschiff und damit die Gulden Leeuw entschieden. Und obwohl wir leider nicht in New York vorbeischauen, lohnt es sich, die Zeit zu nehmen, die man nun mal braucht, um den Atlantik zu überqueren. Denn erst jetzt realisiert man etwas, was man aus einem Flugzeug niemals merken würde. Wenn man dann mal einige Tage nur Wasser um sich hat, merkt man nicht nur, wie riesig dieser Ozean ist, sondern lernt, zu verstehen, wie groß der Planet Erde tatsächlich ist und wie klein man selbst am Ende des Tages. Umgeben von sehr viel Wasser, ein paar Vögeln und vergleichsweise wenigen Menschen fühlt sich unser aktuelles Zuhause so an, als wäre es die gesamte Welt für uns. Und genau das macht es zur Challenge.
Wir haben hier nicht die Möglichkeit mal eben links abzubiegen, um unser Umfeld zu verändern, oder einen kurzen Abstecher in den Supermarkt zu machen, oder von der Schule abgeholt zu werden, weil es uns gerade nicht gut geht, oder Urlaub zu nehmen, oder Netflix zu schauen. Hier an Bord zu sein, bedeutet für uns alle, ein riesiges Abenteuer zu erleben, aber auch, riesige Verantwortung, an der Gemeinschaft zu tragen. Genau dieser Grad, zwischen „Ich möchte die coolste Reise meines Lebens erleben“ und „Ich achte auf alle, um das Schiff in Balance zu halten“, wird jeden Tag, von jeder/jedem von uns begangen. Und genau das macht das Leben auf dem Atlantik aus. Wir leben hier von Anfang bis zum Ende zusammen und füreinander. Ob das eine Challenge ist oder nicht, kann sich ja jeder selbst ausdenken.
Die/der ein oder andere wird sich jetzt bestimmt denken: „Also seid ihr alle die ganze Zeit am Stressen, dass alles läuft, und habt keine Freizeit?“ Das stimmt natürlich auch nicht, denn es gibt noch einen anderen Grund, um diesen unglaublichen Ozean zu besegeln.
Denn es ist tatsächlich wahr, dass zwischen dem Lernen in der Schule, dem Segeln und allem anderem, was man in unserem Schedule finden kann, Zeit zum Abschalten ist. In dieser Zeit bieten sich einem zwar sehr viele Möglichkeiten, um sich zu beschäftigen, wie beispielsweise, Morgenyoga, Abendsport, Topik-Talk, oder Chorprobe. Doch gleichzeitig steht einem ein so unglaublich großer Raum zur Verfügung, den ich selbst zuhause so noch nie wahrgenommen habe. Ein Raum zum Verarbeiten, zum Denken, zum Philosophieren und zum Abschalten. Er ist, metaphorisch gesehen, so weit wie der Horizont von einem entfernt ist und zurück. Und wenn man bereit dazu ist, ihn zu nutzen, füllt man ihn, bis man erschöpft in seine Koje fällt und einschläft.
Um es verständlicher zu machen: Der Atlantik bietet uns allen unbegrenzten Platz, um über uns selbst hinauszuwachsen, wichtige Erfahrungen zu machen und uns selbst besser kennenzulernen.Darüber, dass diese Erfahrungen nicht immer einfach, lustig und gesund sind, lässt sich streiten. Doch genau diese Erfahrungen machen dieses Crossing über den Atlantik zur wahrscheinlich speziellsten und unglaublichsten Reise unseres Lebens.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Atlantik, als der zweitgrößte Ozean der Welt, uns, als Gemeinschaft, vor eine gewaltige Herausforderung gestellt hat und uns doch zugleich aneinander wachsen lässt. Wer, wie ich, in dieser wunderbaren Symbiose zwischen Ozean und Mensch lebt, möchte nicht loslassen. Denn die Weite des Ozeans ist für mich unglaublich lebendig, fesselnd und frei. Mit diesem Gedanken möchte ich Dich jetzt als Leser:in wieder freilassen. In eine vielleicht vielschichtigere Welt, die mehr Möglichkeiten bietet, aber definitiv nicht vergleichbar mit unserer ist.
Servus und bis bald,
Euer Leopold
Grüße:
- Leopold: Viele Grüße an meine Familie zuhause. Mir geht es super. Es gibt genug Essen, ich bin gesund und genieße den Seewind in meiner 0-4 Watch… Leider sind wir nicht besonders schnell. Nachts segeln wir so ungefähr 5-7 Knoten. Das finde ich vergleichsweise doch eher langsam. Haha. Bis bald und beste Grüße, Euer Leopold
- Mia: Liebe Grüße an meine ganze Familie. Ich habe euch lieb! Habt eine schöne Woche <3
- Emma: Schöne Grüße an meine Freunde und Familie. Außerdem an meine alten und neuen Klassenlehrer. Ganz viel Glück bei der DFS Gigi. Ich hoffe du verkackst ;)
- Elisa (für die Landratten Lara): Ich grüße meine liebe Familie! Wir haben die Mitte des Atlantiks erreicht, d.h. heute gibt es einen Extra-Filmabend und Mittwoch einen Mid-Atlantic-Ball! Und dann beginnt auch schon offiziell die Weihnachtszeit…!
- Svenja: Ich grüße alle, die mich von zuhause auf dieser Reise begleiten. Ich habe diese Woche von 4-8 Uhr morgens Watch, was echt cool ist, weil ich den Sonnenaufgang sehe.
- Laurin: Moin Leudis: lebe noch. Grüße an die Fam und besonders an Opa Jürgen und Tante Rebekka.
- GauGau grüßt Hulewuck.
- Clara: Viele Grüße an meine Familie, meinen Hund und meine Freunde.
- Nora: Ganz liebe Grüße vom Atlantik an meine Großeltern. Ich hoffe, euch geht’s allen gut und ihr genießt die kommende Weihnachtszeit. Ich hab euch lieb! :3
- Anna-Lena: Grüße an meine Mama, meinen Papa und Caro. Ich vermisse euch. Mir geht´s super und teilweise strahle ich wie ein Honigkuchenpferd :)
- Filippa: Ganz, ganz liebe Grüße an meine Eltern, Tassi, Omi & Moma, habe euch lieb :)
Dad-Joke der Woche:
- Sportstunde, Tim bringt Matten hoch, jemand sagt: „Wie cool, danke, dass du Matten bringst.“,
Tim: „Ich bin ja auch der Matte-Lehrer.“