17. März 2023 Tipps und Tricks für die nächste HSHS-Crew

Dies ist ein Blogeintrag, für all die Schüler und Schülerinnen, die den diesjährigen Blog mitlesen, aus der Überlegung, Vorbereitung und Entschlossenheit, die 31. High Seas High School Reise mitzumachen.
 
 
Vor dem Anfang:
Ich war letzten Sommer an eurer Stelle, ich saß lange auf meinem Bett und las den Blog der 29. Reise durch. Oh man, mir kam das alles so fremd vor, mit Eimern die Toiletten zu spülen, eine limitierte Minute zu duschen, Weihnachten in der Sonne zu feiern, die Abwesenheit von Privatsphäre und Proviantierungen zu überstehen, die den ganzen Tag dauern. Das alles und vieles mehr war mir damals unvorstellbar.

Ich weiß noch, wie meine Freundin von der 29. Reise damals mir den Rat gab, meine Euro nicht unter dem Kurs 100 auf der Straße zu tauschen. In welchem Land und mit welcher Währung dies erfolgen sollte, hatte ich natürlich direkt nach dem Gespräch wieder vergessen. (Mittlerweile weiß ich, dass sie damals Kuba gemeint hat, wo man seine Euro und Dollar auf der Straße für Pesos tauscht. Zudem war der Kurs dieses Jahr 170, wenn es gut lief.)
 
Das hatte für mich damals alles keine Bedeutung, ich konnte all diese Eindrücke mit nichts, was ich bisher erlebt hatte, verbinden. Ich konnte mir damals noch gar nicht vorstellen, was mich erwarten wird. Das geht euch allen bestimmt genauso.

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Probetörn:
Schneller als gedacht kommt der Probetörn um die Ecke. Man lernt zum ersten Mal die anderen 43 Schüler*innen kennen, die mit einem über den Atlantik segeln wollen. An Bord wurde uns dann ein blauer Becher, mit unseren Namen beschriftet, in die Hand gedrückt und zack wurde ein Bild gemacht, welches in den folgenden sieben Monaten von jedem neuen Crew Mitglied bewundert werden sollte, um unsere Namen zu lernen. Dass dir jemand bei der ganzen Prozedur sagt, dass du aufpassen musst, nicht wie der Struwelpeter höchst persönlich auszusehen, ist leider nicht der Fall. Nach dem Tasche-an-Bord schleppen, Handys abgeben, Unterlagen und Pass abgeben und ein HSHS T-Shirt bekommen, hat man auch meist andere Gedanken, als die Frisur.

Eine Woche geht ganz schnell um. Die ersten Freunde finden sich, man lernt, wo was ist, wie etwas ist, und die Namen der ganzen Tampen, was definitiv schwieriger ist, als gedacht (sind ja nur um die 128 verschiedene). Du lernst langsam den Alltag an Bord kennen. So ein Schnupperblick in den Alltag, der dich noch vor der richtigen Arbeit verschont. Die Woche geht im Nu um. Mittlerweile hast du 5 der 49 Namen im Gedächtnis und eine große Entscheidung vor dir. Bist du bereit, mit oder ohne Segelerfahrung, auf ein siebenmonatiges Offlineprojekt zu gehen und adieu zu deinem kuschligen Bett zu sagen?

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Anfang der Reise:
So. Die Zeit rast und im Nu ist man selbst mit Packen, Organisieren und mit mentaler Vorbereitung beschäftigt. Bald muss die große Tasche gepackt sein, bald musst du Adios sagen und bald wirst du zu einem richtigen Segler. Plötzlich stehst du an der Reling und winkst deinen an der Pier stehenden Eltern und Freunden zu, während „Time to say Goodbye“ im Hintergrund läuft und sich die Pier mehr und mehr aus der Sichtweite entfernt. Ich bin ganz ehrlich, das war vor der Reise immer der Moment, den ich am meisten gefürchtet habe.

Man kommt an Bord und einem werden alle Abläufe demonstriert: Putzen, Jobs, Wache, Projektregeln. Von Schule wird man zunächst noch verschont.

Nun bist du mit 49 anderen Personen mit individuellen Stärken, Wissen und komischen Eigenschaften an Bord, da lernt man definitiv eine Menge. Es finden viele Deeptalks statt, die ersten Beziehungen kommen auf und man vergnügt sich an dem ganzen Tratsch, der bei 44 Schüler*innen schnell aufkommt.

Zudem merkt man unfassbar schnell, wie schwierig es ist, Tagebuch zu schreiben. Erst einmal muss man genug Zeit finden und zweitens muss man irgendwie dieses Chaos an Gefühlen in Worte fassen. Man erlebt einfach andauernd ein riesiges Zusammenkommen an Emotionen, die man vorher so noch nicht kannte. Nach einer kleinen Segelstrecke und ein bisschen Seekrankheit erreicht man nun den ersten Landaufenthalt. Ob dieser wie ursprünglich geplant ist, ist wetterabhängig, deswegen kann es auch sein, dass wir mehr oder weniger Stopps machen, als ursprünglich geplant. Dort bekommt man dann endlich die erste Möglichkeit, zuhause anzurufen und das heißgeliebte Handy für ein paar Stunden wieder in der Hand zu halten. Nach fast jeder Etappe rotiert auch die Crew, was bei jeder Ankunft zu Verabschiedungen und Begrüßungen führt.

Kara genießt den Sonnenuntergang in Bequai

Kara genießt den Sonnenuntergang in Bequia © Annemarie

vorn: Kara beim Reiten am Strand während der Expi in Costa Rica

vorn: Kara beim Reiten am Strand während der Expi in Costa Rica

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Mitte der Reise
Ich weiß noch, wie ich extra ganz viele Bücher gekauft und auf meinen Kindle geladen habe. Mitten auf dem Atlantik gibt es doch nur Langeweile, war damals noch meine Aussage. Da habe ich mich aber ganz kräftig geirrt. Sagen wir es mal so: Ich habe bis jetzt so viel anderes zu tun gehabt, dass ich mich in meiner Freizeit am liebsten draußen hinlege und schlafe. Freizeit ist an Bord heilig. Schule fing für uns ab Lissabon an, da ist jede Minute Ruhe ganz besonders.
 
Im Verlauf der Reise lernt man nicht nur seine Zeit zu schätzen, sondern auch Spontanität in sein Herz zu schließen und sich den Segelbedingungen anzupassen. Mal kommt ein Sturm, mal gibt es den schönsten Sonnenaufgang der Welt und dann wieder ein paar Tage Regen.
 
Privatsphäre ist an Bord nicht wie gewohnt und dem weichen Bett Zuhause kannst du nur Grüße schicken. Einem muss bewusst sein, dass man manchmal einfach an Deck steht und denkt: „Krass, all meine Freunde sind gerade in der Schule, während ich über den Atlantik segle.“ Die Zeit vergeht viel zu schnell und rasch sind die ersten paar Stopps nur noch ein ferner Gedanke.

Mittlerweile kann man sich schon für keinen Lieblingsmoment mehr entscheiden, weil man zu viele wunderbare Momente erlebt hat. Ob „Pirates of the Caribbean“ in der Karibik zu schauen, oben auf dem Mast die Sonne untergehen zu sehen, Delfine am Schiff vorbeispringen zu sehen oder in Grenada zu tauchen, plus natürlich Etliches mehr.
Natürlich kommen auch manchmal schwere Zeiten, aber diese gehen auch schnell wieder vorbei. Ich sage mir immer: Jede einzelne Welle kommt, so wie man sie gerade erlebt hat, nicht noch ein Mal und bringt einen ein Stück weiter an sein Ziel. Jedes Tief schweißt die Gruppe weiter zusammen.

Der Tag auf See wird immer voll gepackter und im Nu merkst du, wie du am liebsten vor den Responsibilities (dem Putzen) wegrennen willst. Unterricht auf See ist auch total anders als zuhause, mal sind nur fünf Leute anwesend, während der Rest bevorzugt, über der Reling zu hängen, oder mal demonstriert einem das Schiff, auf eine liebevolle Art, was man alles nicht seefest gemacht hat. Mal besteht der Unterricht nur aus Idle-Hands rufen, bei dem alle Segel setzen müssen, mal ist im Unterricht liegen erlaubt und manchmal gibt es statt Unterricht einen Swim-Call. Badesachen anziehen und hops ins Wasser.

Man erlebt tausende Sachen jeden Tag und fragt sich nach und nach, was nach der Reise übrig bleiben wird an Wissen und neuen Idealen.
Es gibt immer etwas, was der Ruhe in den Weg kommt, wie Krankheiten, spontane Planänderungen oder gewisse Ereignisse, die für Aufruhr sorgen.

Wir nähern uns dem Ende und mehr und mehr und dann werden wir die Verantwortung für das Schiff übernehmen. Es gibt Handovers, bei denen die Erwachsenen zusehen, wie wir zurechtkommen und ihre Stelle mit jüngeren Leuten besetzen. Das erste Handover bleibt auch immer im Gedächtnis, vor allem, wenn ein paar schwarze Wölkchen aus dem Lüftungsventil kommen. An Bord ist nie Ruhe und irgendwo ist immer etwas los.

Tauchen in der Weite des Meeres © Tom

Tauchen in der Weite des Meeres © Tom

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Standbericht:
Wir haben mittlerweile Kuba verlassen und sind auf dem Weg nach Bermuda, neuerdings mit einer Taube aus Kuba mit an Bord und einer Grille, die niemand finden kann. Wir haben nur noch acht Wochen vor uns und wir merken, dass wir dem Ende der Reise näher kommen.

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Ende der Reise:
Man erlebt im Verlauf der Reise unfassbar viel und gewinnt ein einzigartiges Verständnis, wie die Welt funktioniert, auf wessen Kosten internationale Unternehmen agieren und wie verschiedene Länder und Kulturen sich ihrer politischen und geographischen Situation anpassen.
Man nähert sich schneller als gedacht dem Ende. Die Zeit rast an Bord. 

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Zukunft:
Also, wie gesagt haben wir noch acht Wochen vor uns. Für manche zu kurz, für andere sind es im Herzen noch immer sieben Monate (Zitat siehe unten). Ich weiß ehrlicherweise gar nicht, wie ich jemals wieder in einem normalen Klassenraum sitzen will oder was ich mit meiner Langeweile dann anfangen soll.
Mir graut der Gedanke, Tschüss sagen zu müssen und wenn ich eines weiß, ist es, dass ich definitiv weiter segeln werde in meiner Zukunft.

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Ergänzungen:
Eine weise Person hat mir mal gesagt, dass all die Erfahrungen, Gefühle, Erkenntnisse und Co. in verschiedenen Schritten der Reise jeweils anders verarbeitet werden. Am Anfang der Reise ist alles ganz anders im Vergleich zum Tschüss sagen am Ende der sieben Monate.
 
Ich will nochmal hinzufügen, dass jede Reise einzigartig ist, jede Gruppenkonstellation anders und meiner Meinung nach nicht vergleichbar. Es wird immer Highlights und Lowlights geben und eine persönliche Entwicklung im Verlauf der Reise ist nicht zu vermeiden ;-).
 
Man merkt, dass ich mir mit meinen Aussagen selbst in die Quere komme. Erstens kann man all diese Eindrücke, die man erlebt, nicht annähernd so, wie man sie erlebt, weitergeben. Zweitens kann man diesen Blogeintrag erst komplett schätzen, wenn man schon lange an Bord ist und selbst weiß, wie man den Alltag empfindet.


 
Noch ein paar letzte Tipps für die nächste Reise:

  • Nehmt nicht zu viel mit, ihr habt nur begrenzt Platz.
  • Nehmt wenn möglich Snacks mit, wie Kakao, Suppe,…
  • Nehmt Bilder von der Familie mit.
  • Nehmt lieber qualitativ hochwertige Sachen mit (vor allem wasserfeste Beutel).
  • Nehmt unbedingt einen MP3 Player mit.
  • Nehmt unbedingt eine Plastikbrille mit (natürlich nur falls ihr eine Brille braucht) – Metall rostet.
  • Oropax und Schlafmaske lohnen sich.
  • Nehmt lieber eine Lampe mehr mit – Lampen kommen alle auf mysteriöse Art abhanden.
  • Eure Arbeitskleidung wird definitiv dreckig – nehmt dafür nichts mit, was euch wichtig ist.
  • An alle, die wollen: nehmt Sommerkleider mit (wenn ihr diese tragt) – die sind bequem und nicht zu warm.
  • Nehmt einen Thermosbecher mit.
  • Nehmt eine Kamera mit.
  • Habt einen Bettorganizer.
  • Druckt eure Schulmaterialien aus.
  • Nehmt eine mini travel Seife mit (für Kuba, dort gibt es meist keine Seife).
  • Seid bereit dafür, dass alles was ihr mitnehmt, am Anfang, Mitte oder Ende der Reise kaputt gehen kann (Technik, Klamotten, …).
     

Ne ne, das will ich gar nicht hören, wir haben noch sieben Monate vor uns“ (Jule)

P.S.
Als letztes hoffe ich, ihr konntet meinem Blog gut folgen und will euch allen, die die nächste Reise mitsegeln ganz viel Spaß wünschen. Ich bin entschlossen, absolut die richtige Entscheidung getroffen zu haben mit zu segeln.
 
Von Kara

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Grüße an die Landratten:

  • Liebe Grüße an A. Wir denken an dich und hoffen es geht dir gut.
  • Kara: Liebe Grüße an alle Zuhause, ich freue mich bald nach der langen Funkstille mal wieder mit euch zu sprechen. Ich hoffe es geht allen gut und genießt noch paar letzten Wochen die Ruhe.
  • Lara: Alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag, Oma! Ich hab dich ganz doll lieb und hoffe, du hattest einen wundervollen Tag! An den Rest meiner Familie und an alle meine Freunde, Ich vermisse euch und freue mich, euch ganz bald wieder zu sehen! (Der Countdowm läuft)
  • Jule: An meine Eltern - Ich hoffe, ihr hattet ein super Tag am 16. und genießt eure Zeit wo auch immer ihr gerade in der Weltgeschichte unterwegs seid haha, also, Grüße gehen raus!
  • Nele: Mir geht es sehr gut. Ich sitze gerade draußen in einem Café bei gefühlten 20 Grad und mache ein Bloghandover. Hoffe euch geht’s auch allen gut und ihr genießt die Zeit. Liebe Grüße
  • Vici: Liebste Grüße an Zuhause vom Bloghandover.