6. März 2023 Kuba, was ist das?

Position: 23°54.818´N ; 81°23.396´W
Kurs: ONO 62° · Geschwindigkeit: 6,7 knt
Wetter: Flaute/Sonnenschein bis Schauer, 28°C
Gesetzte Segel: Unterwasserbesan
Hergestelltes Frischwasser seit Kuba: 22 m3
Stimmung an Bord: immer noch nachdenklich über Kuba

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8. Februar:
Irgendwo in der Karibischen See. Die Gulden Leeuw segelt mit knapp sieben Knoten in rauer See unter recht wenig Tuch (Forestaysail und Mizzen Sail im 2. Reff) mit Kurs auf Kuba. Die Sonne geht unter und ich stehe wie so oft an der Railing neben dem MOB-Boat und gebe mich mit Musik auf den Ohren im Beisein der Schaumkronen der Karibischen See meinen Gedanken hin. Dabei fällt mir auf, dass ich eigentlich kaum etwas über den sozialistischen Staat weiß, vor dem wir in fünf bis sechs Tagen ankern werden.

Was denkt man, wenn man Kuba hört? Alte Autos, Musik, Zigarren, Rum, Havanna und eben Sozialismus, aber ist Kuba eine bergige Insel oder doch eher flach? Ich habe keine Ahnung! Wie geht es den Menschen im Sozialismus? Ich bin gespannt.

historische Gebäude in Havanna

Havanna strahlt monumental © Florentin

Das Capitol in Havanna

Das Capitol in Havanna © Florentin

Titelbild: In Kubas Hauptstadt ist der Kontrast zwischen Arm und Reich, bzw. Verfall und Vorzeige-Fassade gut sichtbar © Florentin
Kubaner spielen vor einem Haus in Trinidad

Kubaner spielen vor einem Haus in Trinidad Domino © Charlotte

Eine Kubanerin beim Zöpfe-Flechten

Auf Kuba sind Lebenslust und HairStyle ansteckend © Florentin

Oldtimer auf Kubas Straße

Die Erwartung auf Kuba überall Oldtimer zu sehen, werden nicht enttäuscht © Philipp


1. März:
Nach zwei Wochen Landaufenthalt lichteten wir vor sechs Stunden den Anker und nun setzt die blaue Wache gerade Segel. Der Duft der kubanischen Abgase und Zigarren verfliegt langsam und ich stand bis eben an der Railing mit Blick auf die immer kleiner werdenden Lichter Kubas. Ich weiß nun, dass Kuba Berge hat, aber auch ewige Felderlandschaften voller Zuckerrohr und Tabak. Schon bei meinem ersten Landgang merkte ich jedoch, dass die Landschaft Kubas nicht das Interessanteste der Insel sein wird.

Vom Tender an der Pier abgesetzt, wird man Hals über Kopf in eine andere Welt geworfen. Ich hatte mich ja auf alte Autos und eine der Mangelwirtschaft geschuldete Improvisation eingestellt, aber ein amerikanischer Klassiker nach dem anderen, Motorräder mit vermutlich angebauten Sitzmöglichkeiten als Taxis und ein alles übertönender, zugegeben unschöner Geruch ungefilterter Abgase übertrafen doch meine Erwartungen. Durch Reisen in andere Länder lernt man andere Kulturen, Gewohnheiten und Standards kennen, aber das hier ist anders. Recht schnell werden die Oldtimer zur Gewohnheit und man kann sich auf das eigentliche Leben der Kubaner konzentrieren. Die Meisten sehen glücklich aus und diese Freude in ihrer Ausstrahlung steckt an. Auf der anderen Seite ist genauso Leid und Verzweiflung allgegenwärtig. Vor allem in der Landeshauptstadt Havanna werden die Probleme des Inselstaats sichtbar.

Die Monumente der Altstadt sind vermutlich die schönsten, die ich je gesehen habe und die Hotels im Zentrum gelten auch schon fast als solche. Eine Straße weiter läuft Abwasser entlang des Bordsteins und bei vielen Hauseingängen muss man zweimal hinsehen, um zu wissen, ob dieses Haus bewohnt oder verlassen ist. Dieser Kontrast von Arm und Reich, Bevölkerung und Staat ist für mich unglaublich. Mit einigen Kubanern tauschte ich mich über das politische System aus. Die meisten stehen voll hinter der Revolution und bauen auf die Grundgedanken des Systems. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, kritisiert jedoch die derzeitige Regierung des Landes – sie würde ihr Amt nicht richtig nutzen und nichts gegen die Armut unternehmen. Verständlich, denn der Grundgedanke, dass es jedem gleich gut gehen solle, ist größtenteils verloren gegangen. Die einzige Möglichkeit der meisten Kubaner, sich einfach etwas dazuzuverdienen, ist der Schwarzmarkt. Alles, was Geld bringen könnte, wird verkauft. An jeder Ecke gibt es gefälschte Zigarren. Grundbedarfsverkäufe aus dem Wohnzimmer, der Geldtausch, Stadtführungen, aber auch illegale Drogen und Prostitution sind nichts Besonderes.

Vor allem in der Altstadt Havannas kommt es einem vor, als ob man durch die Stadt vermittelt wird. Die wenigsten Leute sind wirklich interessiert, sondern wollen nur Geld verdienen, was ihnen nicht übel zu nehmen ist. Man würde vielleicht denken, dass die Polizei dem illegalen Handel auf der Spur ist, aber vermutlich sind selbst die Polizisten außerhalb ihres Dienstes Zigarrenverkäufer oder Geldtauscher. Nach einem Tag gewöhnt man sich jedoch daran und kommt in Kontakt mit vielen interessanten Menschen und den verzaubernden Rhythmen der Salsamusik.

An einem Strand (vermutlich dem schönsten, den ich je sah), an dem wir an unserem letzten Tag schliefen, hatten wir einen sehr schönen Abend mit dem Besitzer einer Bar (Holzhütte), an dem er uns die ganze Revolution erläuterte. Ich finde es sehr interessant, wie stark die Kubaner von ihren Nationalhelden Fidel Castro, Che Guevara etc. begeistert sind. Überall findet man Plakate, Wandmalereien und Kunstwerke von Fidel oder Che. Widersprüchlich dazu liegt die Kritik in aller Munde. Ich glaube, es ist sehr schwer, dieses Land in solch einer kurzen Zeit zu verstehen, denn es hat so viele Seiten.

Trotz aller Kritik hat Kuba es mir sehr angetan. In den letzten zwei Wochen durften wir kurz in diese besondere Welt eintauchen und ich glaube, viele Besonderheiten werden mir erst bewusst werden, wenn ich wieder zuhause im Klassenzimmer sitzen werde.
Bis dahin jedoch freue ich mich auf zwei weitere Monate, drei weitere Inseln und eine weitere Atlantiküberquerung.

Viele Grüße nach Deutschland, an meine Familie, Freunde und Bekannte,
euer Florentin.

Grüße:

  • Felix und Kiran: Liebe Grüsse von uns an die ganze Familie. Wir hoffen es geht euch allen gut!!!
  • Philipp: Herzlichen Glückwunsch nachträglich Mama, ich habe deinen Geburtstag nicht vergessen! Grüße an meine Familie
  • Lux: Liebe Grüße an meine Familie. Auch an Filip, Tessa und Jule.
  • Johanna: Ganz liebe Grüße an Oma und Opa, ich vermiss euch!
  • Paul: Herzliche Grüße an mein Team zuhause, ich freue mich bald wieder mit euch zu telefonieren!
  • Annemarie: Liebe Grüße an Familie zuhause, besonders an die Omis und Opis! Liebe Grüße auch vor allem an Solea, Sophie und Bruno und an den Rest der Musikerbande: Ich vermisse euch! Und herzlichen Glückwunsch an alle März-Geburtstagskinder, feiert schön!
  • Maja: Liebe Nelly, alles alles Gute zum Geburtstag!! (Ich hoffe die Glückwünsche kommen rechzeitig..) Viele Grüße auch an den Rest meiner Leute zuhause J
  • Cal: Liebe Mama, lieber Papa, Kuba ist definitiv klasse! Aber ich hoffe, ihr habt auch seeehr viel Spaß auf Reisen... Liebe Oma, ganz ganz viele Grüße und hoffentlich geht es dir ganz ganz gut. Lieber Opi, ich habe wirklich ganz viel zu erzählen und die Karten haben mich genauso gefreut wie bewegt.
  • Romy: Ich grüße meine Familie, Freunde, Klasse und meine Hasen. Ich vermisse euch mega doll und freu mich schon euch alle wieder zu sehen. Am Mittwoch schreiben wir eine Klausur in Bio/Geo also das ist eine. Ich bin mega gespannt auf Bermuda. Hab euch sooooooooo doll lieb. Eure kleine Romy.