7. Dezember 2022 Als wir Segler*innen wurden
7.12.2022 10:00 Uhr
Ankerplatz auf Martinique
Temperatur: 29,6° C
Wassertemperatur: gefühlte und wahrscheinlich auch wirkliche 28°C
Stimmung: karibischweihnachtlich
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Unsere (erste) Atlantiküberquerung:
Am 14. November gestartet – am 5. Dezember angekommen. Von Teneriffa nach Martinique. 3.180 Seemeilen. 21 Tage. Alles auf einem Segelschiff, auf welchem wir auf engsten Raum drei Wochen lebten, lachten und launisch sein durften.
Als ich das Datum für meinen Blogeintrag ausgewählte habe, war mir erst gar nicht klar, dass wir zu diesem Zeitpunkt gerade in Martinique sein werden und den großen Atlantik überwunden haben. Auch war mir nicht bewusst, wie so eine Atlantiküberquerung prägen kann. 21 Tage klingt vielleicht im ersten Moment nicht lang, aber gute wie auch ungute Momente haben uns Schüler*innen immens zusammengeschweißt. Das hat sich schon beim Ablegen in Teneriffa gezeigt, bei dem die Abläufe geradezu am Schnürchen liefen. Für ein paar Tage gewöhnten sich alle Bewohner*innen auf der Gulden Leeuw ein, als die nächste Herausforderung vor der Tür stand: LÄUSE! Für einige hieß das einfach einmal täglich die Haare des Läusepartners nach kleinen Krabbeltieren absuchen. Für andere nahm diese Situation mit sämtlichen 60° Wäschen ein etwas größeres Unterfangen an.
Außerdem schlugen vielen die Temperatur und Feuchtigkeitsveränderungen in Kombination zu einer wechselhaft funktionierenden Klimaanlage auf das Gemüt und die Gesundheit. All das stoppte uns als Bordgemeinschaft aber nicht. Eher im Gegenteil: Wir wuchsen nur noch enger zusammen. Wenn es mit der Arbeit in der Galley (Küche) wegen Unterbesetzung knapp wurde, verließen wir uns auf Hilfe von Pädagogen*innen und Verständnis von den Schüler*innen. Das Jubeln und Freuen für diejenigen, die bis ganz nach oben auf dem Mast kletterten (T-Galant) war selbstverständlich und an der Tagesordnung. Am Altherren-Stammplatz vertrieben wir uns abends mit Musik und Kartenspielen die Zeit. Und selbst die Putzdienste wurden nach einer Weile erträglicher.
Die Vorweihnachtszeit versüßte das Segeln über den Atlantik deutlich. Am ersten Advent backten wir fleißig Plätzchen, hatten eine Mehlschlacht und anschließend eine Wasserschlacht.
Abschließend feierten wir diese sehr intensiven Wochen am Vorabend des zweiten Advent, auf hoher See mit einer Atlantic-Crossing-Party. Dort tanzten und sangen wir und hatten eine echt spaßige Zeit.
So vergingen die 21 Tage wie im Fluge und schon sahen wir am Montag Martinique, in die Sonne getaucht, näherkommen. Diese Überquerung verlangte viel von uns ab, aber brachte uns als Gemeinschaft nur noch näher zusammen. Wir unterstützen uns, wenn es jemanden schlecht geht; freuen uns miteinander, wenn es etwas zu lachen gibt. Wir sind auf der Atlantiküberquerung in die Karibik zu einer echten Familie geworden, und warten gespannt auf die nächsten paar Monate, in denen wir diese für uns neuen Länder zusammen entdecken dürfen.
Carla
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Grüße:
- an Doro: Ich freue mich schon auf morgen wo wir ausführlich telefonieren dürfen.
- von Sina und Vici an das HSHS-Team der letzten Reise: Wir haben Martinique betreten! Finally. Ging dann eigentlich doch ganz einfach.