13. Februar 2022 Costa Rica – ein Land der Gegensätze
Ein erster Rückblick auf unsere Zeit in Longo Mai:
Costa Rica – vom Zauber der Artenvielfalt
und Kontrast der Gegensätze
28. Januar 2022: Gemütlich gackern die Hühnchen um uns herum. Auf der staubigen Hauptstraße und den abzweigenden Nebenpfaden Longo Mais springen die Hunde bellend entlang. Doch begegnen uns nicht nur Haustiere. Fledermäuse flattern bereits am frühen Morgen durch die Vorgärten. Allerlei schillernde Echsenarten kreuzen den Weg und zu unserem Glück verbergen sich die Schlangen im wuchernden Dickicht. Dutzende Grillen beginnen abends ein zirpendes Konzert, zu dem tausende Mücken tanzen.
Statt weiter Landschaften lebloser Monokulturen umgeben uns unendlich saftig grüne Pflanzenwelten und rotbraun-deftig erdige Farbnuancen. Fünf Prozent der weltweiten Artenvielfalt sind in diesem kleinen Land, (vergleichsweise so groß wie die Schweiz) zu finden. Der Strom wird zu über 90 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen. Die Landschaft steht zu 30 Prozent unter strengsten Naturschutzauflagen und bis 2030 sollen 60 Prozent der Landfläche wieder bewaldet sein.
Ein Paradies mit viel Vorbildcharakter. Doch zeigt uns auch der Alltag, dass bedenklicher Weise in manchen Gebieten der Plastikmüll im Garten verbrannt wird. An vielen Stellen sammelt sich Abfall an den Straßenrändern. Die Spuren der menschlichen Existenz sind trotz direkter Wildnis deutlich.
Costa Rica ist geprägt durch Gegensätze und geht zeitgleich mit gutem Beispiel an Umweltbewusstsein voran. So wird im Nordwesten das weltgrößte emmissionsfreie Handelsfrachtschiff erbaut. Inmitten der Mangrovenwälder, zwischen Brüllaffen und exotischen Vögeln, entsteht tatsächlich die »Ceiba« – ein Dreimaster aus Holz. Nahe Punto Morales, in einer der ärmsten Regionen des Landes, wächst das Gemeinschaftsprojekt. Der mutig geschaffene kleine Ort heißt ‚Astillero Verde‘ und bedeutet übersetzt ‚Grüne Werft‘. Für eine Zukunft mit emissionsarmer Seefracht steht das Konzept der Firma Sailcargo Ink.
Ideale, die gelebt und nicht aufgeschoben werden. Eine umweltbewusstere Gesellschaft von Morgen wird im Jetzt gestaltet. Einen deutschsprachigen kurzen Bericht gibt es dazu im ARD-Weltspiegel.
Wenn solche Projekte entstehen und Freund:innen von mir auch noch vor Ort sind, dann dürfen Wünsche manchmal wahr werden. Ja, ich war tatsächlich da und habe das frisch geschnittene Guapinol-Holz gerochen, die 45 Meter lange Ceiba im Inneren erkundet, die Enthusiasten, Businessleute, Traditionssegler und Handwerker für vier Tage persönlich kennengelernt. Dazu wird es für euch im Sommer ein Hörerlebnis mit 16 Interviews in Form eines Podcasts von mir geben.
Zurück in der Dorfgemeinschaft nach Longo Mai, inmitten Costa Ricas, sitze ich nachsinnend und schreibend im Schatten der Veranda meiner Gastfamilie. Ökotouristen sind wir hier und scheinbar, ganz nebenbei, Bestandteil der gutmütigen Dorfgemeinschaft geworden. Abends wandern oft kleine selbst geschriebene Briefe von Gastfamilie zu Gastfamilie, versehen mit lieben Botschaften, Gedanken und Grüßen. Die Tage beginnen mit tropischen Vogellauten und einer Mischung aus krähenden Hähnen. So erwachen wir momentan in der „grünen Lunge“ von Del Monte, erleben wachsenden Umweltschutz, tauchen tiefer ein, in einen Alltag mit Pura Vida!
Für manche mag sich unser Blog wie eine Aneinanderreihung vieler Träume lesen. Für uns sind sie gelebte Realität.
Danke an all jene, die Träume wie diese wahr werden lassen. Mit Mut und Zuversicht freuen wir uns auf weitere gemeinsame Ereignisse und grüßen alle Menschen, die diesen Blog lesen, die Geschichten weiter tragen und dadurch ein Stück unseres Weges teilen.
Peggy
- PS von Peggy: Ein großes Dankeschön an Vici, Ulf, Jan, Sina, Lusinja, unsere an Land glücklicherweise mitreisende Bordärztin Mascha, an alle Jugendlichen, das Landteam, Steffen, an all jene, die diese Reise bereichern und mitgestalten!