10. Januar 2022 Sunday is Funday
Datum: 09.01.2021
Position: 12°37.433`N 71°43.373`W
Kurs: 265° · Zurückgelegte Seemeilen: 6955.18 NM
Wetter: bc · Luft: 28°C · Wind: Ost 2
Gesetzte Segel: Top Gallant, Upper Topsails, Lower Topsail, Course Sail
Geschwindigkeit: 5,7 Kn
Stimmung an Bord: Noch gut
Sunday is Funday
Bon giorno meine Freunde,
ich sitze gerade (verbotenerweise) in Socken in der Messe auf einer Bank und schreibe mit Bleistift diese Nachricht an euch. Draußen auf dem Vordeck läuft entspannte Musik, die Sportler unserer Truppe sitzen noch erschöpft von den Liegestütze auf dem Boden und erholen sich. Die Lehrer stehen oben auf der Brücke oder klettern den Foremast (vorderster Mast) hinauf, die allwöchentliche Sonntagslehrerwache …
Ihr seht, Sunday is Funday, deshalb möchte ich euch von meinem heutigen Tag erzählen:
Leider, und das ist die einzige nicht super tolle Bedingung an diesem, beginnt auch ein Sonntag um 0:00 Uhr. Und deshalb starte ich auch um 0:00 Uhr mit meiner Wache in den Tag. Die erste Stunde verbringe ich am Helm mit Geschichten von Annelie und Kay, dem Officer of the Watch, begleitet. Um 01:15 werde ich dann von Kira abgelöst und begebe mich direkt zum nächsten Job: Messe putzen. Also putze ich um die paar verrückten Nachteulen, die die Nacht durchmachen wollen, herum und motiviere mich selbst: Erst die Arbeit dann das Vergnügen! So ist es dann allerdings auch tatsächlich. Den Rest der Wache verbringe ich hauptsächlich auf der mittlerweile weiß gestrichenen Box neben der Brücke und löse gemeinsam mit den Anderen Rätsel und philosophiere über das Leben: Was ist Leben eigentlich? Könnte das Ganze nicht auch alles eine Fiktion eines Giganten sein? Und wir nehmen seine Gedanken als Leben wahr? So nähert es sich 04:00 Uhr und somit auch unserem Wachende. Für die letzte halbe Stunde genieße ich nochmal das letzte Mal Steuern am Helm vor Panama und Costa Rica.
Die nächsten 10 Stunden meines Lebens habe ich in meinem Unterbewusstsein verbracht. Soll heißen ich habe geschlafen. All den verlorenen Schlaf der letzten Woche nachholen … Ich weiß leider auch nicht mehr, was ich geträumt habe, weswegen hier jetzt erst einmal eine etwas größere Lücke entsteht. Aber es ist ja nicht so, als wäre ich nie wieder aufgewacht.
Also stehe ich um 14 Uhr wieder auf und treffe in der Messe lauter rauchende Köpfe an. Das könnte an der bevorstehenden Mathearbeit am Dienstag liegen. Nach diesem Anblick beschließe ich, dass ja auch ich etwas Produktives für meine Bildung tun könnte: Wie wär’s mit Geo? Hurricanes erklären! Juhuuuu auf geht’s. Ihr wollt nicht wissen, wie lange ich in der Messe über meinem Buch saß und Satz für Satz gelesen habe, aber ihn eigentlich gar nicht richtig gelesen habe. Ich denke, das kennt doch jeder. Aber was soll man tun bei 27°C und lesenden, schlafenden Leuten überall um einen herum. Immerhin kann ich euch jetzt haargenau erklären, wie ein Hurricane entsteht, wo dieser vorkommt und welche Auswirkungen er haben kann. Das Ganze kann nur leider ein wenig länger dauern, darum müsst ihr das dieses Mal wohl ganz alleine herausfinden. Ich sag nur so viel: Dort hineinzugeraten wird kein Spaß! Aber keine Sorge, die Saison beginnt erst wieder im Juni.
So, genug über den Büchern gehangen, gehen wir doch lieber mal zur Tat über, denn Davides und Johannes’ Haare sehen mit der Zeit auch aus wie ein tropischer Wirbelsturm. Wohin mit den Sorgen? Zu Adam unserem Bordfriseur, der seine Kunden direkt zum Friseursalon, dem Afttable, führt und zack zack, da sind die Haare ab.
Und während wir da so sitzen kommt auf einmal die Abbie vorbei: „Tabata, Tabata, in fünf Minuten auf dem Vordeck!“ Tja, da muss die Friseursession wohl leider kurz unterbrochen werden, aber was tut man nicht alles für seine Gesundheit, oder?
Also klettern wir doch ein paar Berge hinauf (Mountain Climbers), springen wie ein Frosch durch die Gegend und spielen den Tischlein deck dich (Planks). Nach einer halben Stunde merken wir dann doch auch alle, dass Sport tatsächlich Mord ist. Darum wechseln wir lieber schnell die Musikrichtung, von Tabata zu Entspannung. Während aus den Boxen nun Rihanna (mit Stay) und Parov Stelar schallt, legen wir uns auf das Deck und kommen wieder zu regelmäßiger Atmung (Übertreibung).
So entspannt dieser Nachmittag ist, so anstrengend wird er noch werden. Das Schüler:innenmeeting steht an und in Kombination damit die Aufteilung der Expi-Gruppen. Ein Thema für sich! Bei diesem Thema wird sich unsere, wie die Lehrer:innen es nennen, Gruppendynamik in jedem Fall auf die Probe stellen, denn unsere große Gruppe aus 44 Personen in sechs kleine Siebener- oder Achtergruppen aufzuteilen wird jedem von uns einige Kopfschmerzen bereiten. Wer mit wem? Mit wem auf gar keinen Fall? Was wollen wir machen? All diese Fragen müssen gleichzeitig richtig beantwortet werden und das kann sich als leicht, aber auch unglaublich schwierig herausstellen. Wir werden sehen …
Wünscht uns viel Erfolg und die richtige Lösung für jeden von uns, diese acht Tage unserer Leben werden wir genießen müssen und mit den richtigen Leuten werden wir das auch tun. Genauso wie wir es zuhause mit euch tun.
Eure Clara!
- PS von Clara: Mein Bein bessert sich ich sags euch, das gibt ne ordentliche High Seas Narbe, aber was solls.
- Pablo grüßt Marie!
- PS von Johanne: Ich grüße mein heiles Herz und Jägermeister!
- PS von Adam: Bald in Panama ouuhouu, j´ai trop hâte. Ca va être le meilleur mois de ce voyage. Woop woop.#adampohlmann
- PS von Lisa: Lässige Grüße gehen raus an die coolste kleine Sandwich-Schwester in der Welt! Ich hoffe du hast in Maßen