8. Dezember 2021 Rückblick: Kap Verden
08.12.2021 · 12:15 Uhr
Position: 19°04.881’N, 40°14.218‘W
Kurs: SW 240°
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 4698.19
Wetter: squalls (böig) · Luft: 25°C · Wind: O 5 – 6
Gesetzte Segel: main sail, forestay sail, inner jib, outer jib, lower topsail
Geschwindigkeit: 8kn
Stimmung an Bord: Durch starke Böen teils schlecht drauf (alles fliegt durch die Gegend), teils aber auch sehr gut.
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Kapverden Rückblick mit politischen Hintergrundinformationen
Liebe Leser:innen,
heute werde ich mit euch ein paar Gedanken und Fakten teilen, die mir rund um den Landaufenthalt auf den Kapverden gekommen sind und die ich erfahren habe.
Versetzen wir uns zurück an den Tag, an dem wir in Mindelo angekommen sind. Mit dem Sonnenaufgang fuhren wir in die Ankerbucht ein, es gab leckeres Frenchtoast zum Frühstück und alle waren glücklich und erleichtert, endlich angekommen zu sein. Ihr dürft dreimal raten, was nach dem Frühstück als Nächstes kam – natürlich die ‚Happy Hour‘. Während wir also munter am Putzen waren, kam plötzlich ein kleines Boot mit fünf einheimischen Fischern vorbei, die frischen Fisch gegen Farbe tauschen wollten. Nachdem Fabian, der Bosun (Bootsmann), aber die Bestände gecheckt hatte und klar war, dass wir die noch übrige Farbe auf jeden Fall selber benötigten, konnten wir nur noch unseren guten, holländischen Gouda anbieten. Den wollten die Fischer letztendlich aber nicht haben und es kam nicht zum Geschäft. Es wäre auf jeden Fall ein guter Weg gewesen, die lokale Fischerei zu unterstützen.
Lokale Fischereibetriebe haben es nämlich, wie uns Nuno aus dem Ocean Science Centre erklärte, alles andere als leicht. Die Kapverden sind auf Geld angewiesen, das ihnen Länder wie Portugal, Spanien und sogar Japan für Lizenzen zum Fischen in kapverdischen Gewässern zahlen. Das Problem sei wohl aber, dass die Trawler der gerade genannten Länder illegaler Weise sehr viel mehr Fisch rausholen, als eigentlich vereinbart ist. So werden nicht nur die Kapverdier:innen, sondern auch der Ozean drum herum ausgebeutet. Ich persönlich finde es schade, dass einige Menschen der EU trotz all der Entwicklungshilfen doch so eigennützig handeln. Ich meine, die Kapverden könnten einen eigenen, stabilen und vielleicht auch nachhaltigen Wirtschaftszweig aufbauen. Trotzdem zwingt man sie indirekt dazu, in Lizenzform das Meer und seine Schätze zu verkaufen.
Wir sahen, was dort möglich sein kann, z.B. als wir eine nachhaltige Shrimpfarm besuchten. Dort werden Shrimps auf sehr ökologische Weise gezüchtet und auf den lokalen Märkten der Inseln verkauft. So bleibt das Geld auf den Inseln, was eine Seltenheit ist, da die meisten anderen Nahrungsmittel aus dem Ausland importiert werden. Der Grund dafür ist die auf den Inseln herrschende Trockenheit, wegen der nicht sehr viel wachsen kann. Dies geht auf die Zeit der Kolonialisierung zurück, als die Portugiesen die Inseln abgeholzt haben. Grüne und fruchtbare Ecken gibt es auf den Inseln trotzdem auch. Diese sahen wir, als wir im grünsten Tal von Santo Antão, der Nachbarinsel von São Vicente, wanderten.
Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Kapverden, denn er macht ca. ein Viertel des Bruttoinlandproduktes aus. Man könnte ihn jedoch viel besser nutzen. Europäische Firmen haben in der Vergangenheit nämlich Grund gekauft, auf dem sie dann meiner Meinung nach grässliche Hotelburgen erbaut haben. Von diesem Massentourismus haben die Kapverdier:innen nicht mehr als schlecht bezahlte Arbeitsplätze, wie wir von Nuno aus dem Ocean Science Center erfuhren.
Seit ihrer Loslösung von Portugal 1975 haben die Kapverden eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Es war eines der ärmsten Länder der Welt und nur wenige haben geglaubt, dass die Kapverden als eigenständiges Land überleben können. Heute hat es eine vorbildlich funktionierende Demokratie und das Schulsystem ist denen der afrikanischen Nachbarstaaten weit voraus.
Weil die Kapverden noch nicht solange unabhängig sind und sich noch immer im Entwicklungsprozess befinden, gibt es viel Raum für Neues und Innovatives. Ich denke, das Land ist, trotz einiger Baustellen, auf dem richtigen Weg. Vor allem, weil eine Generation heranwächst, die sehr dafür brennt, die Lebensqualitäten in ihrer Heimat zu verbessern, wie wir in der Gastschule (Escola Salesiana de Artes) hautnah sehen und erfahren konnten.
Abschließend will ich noch bemerken, wie besonders dieser Landaufenthalt für mich war. Selten erlebte ich ein so authentisches, offenes und lebensfreudiges Volk. Ich unterhielt mich mit vielen verschieden Menschen und erlangte Einblicke in eine wundervolle Kultur.
Hoffentlich konntet Ihr aus dem heutigen Blogbeitrag etwas mitnehmen.
Für mich war es ein Fest auf den Kapverden zu sein,
Euer Luis :)
Quellen:
Nuno, Meeresforscher aus dem Ocean Science Centre
SRF News International - Podcast, Kapverden: „Wer das nicht versteht, dem ist nicht zu helfen“
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- Luis: Danke an alle, die mich auf der Reise unterstützen, liebe Grüße an zuhause und alles Gute zum Geburtstag an Johanna (Ich bitte um Weitergabe über Bartho ;))
- Tina: Papa, ich wünsche dir alles Gute nachträglich zum Geburtstag und hoffentlich hattest du gestern einen schönen Tag.
- Fede: Grüße an Gerd und Maria. Alles Gute nachträglich an Antonio.
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Und hier die ersten Opfer aus unserem Mörderspiel:
(Blogbeitrag »Mordsspaß« vom 23. November 2021)
diesmal mit Ort und Tatwaffe:
- Casper: Laundry (Wäscheraum), Schwimmweste
- Johannes: MOB-Boat (Rettungsboot), Schraubenzieher
- Kasimir: Mizzen-Mast, Affenfaust (Knoten)
- Jasper: Treppe zur Crew Messe, Schüssel
- Mart: Bridge (Brücke), Socke
- Natalia: Bridge-Deck, Luzie (Kata-Kuscheltier)
- Lisa: Cleaning-Locker (Reinigungsschrank), Luzie (Kata-Kuscheltier)
- Jade: Pantry (Tresen), Teelöffel
- Jona: Main-Mast, Dictionary
- Karina: Charging Station, Training Booklet
- Salomon: Eingang Kombüse, Ein-Euro-Stück