25. März 2022 Fridays for Future - #PeoplenotProfit
Position: Hafen St. Georges, Bermudas
Kurs: 75°C
gefahrene Seemeilen: 10.446 nm
Wetter: leicht bewölkt, windig · 22°C
Stimmung an Bord: Aufbruch bereit!
Liebe Bewohner:innen, Liebende der Erde,
die Klimakrise, in der wir leben, ist die Folge jahrelanger Ausbeutung und Unterdrückung durch den Kolonialismus und den Kapitalismus. Wir sind Teil eines Systems, in welchem für 92 Prozent der globalen Emissionen die reichen Staaten verantwortlich sind. Wir, der globale Norden, leben auf Kosten der Menschen, die seit Jahren vom Klimawandel betroffen sind und in Zukunft weiterhin und noch stärker betroffen sein werden. Und genau dies ist der Grund, weshalb heute, am 25. März der globale Klimastreik unter dem Motto #PeoplenotProfit verläuft. Heute sind tausende Menschen auf den Straßen und wir kämpfen gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft.
Hier, auf unserer Reise, erleben wir die Verschmutzung unserer Erde aus einer anderen Perspektive. Wir sind schon beinahe ein halbes Jahr unterwegs. Täglich sehen wir die Wellen, die uns gemütlich hin und her schaukeln, beobachten Bewohner:innen der Meereswelt und gucken auf den fernen Horizont. Allerdings haben wir unterwegs noch ein ganz anderes Phänomen gesichtet. Kreuzfahrtschiffe und zwar zahlreiche. Seit 40 Jahren ist der Kreuzfahrttourismus rasant gestiegen. Im Jahr 1980 besuchten 1,4 Millionen Menschen Kreuzfahrten. 2006 waren es schon 15 Millionen und 2016 waren es 24 Millionen Fahrgäste. Damit ist die Crew jedoch ausgenommen. Ein solches Schiff transportiert meist eine Passagieranzahl von 3000-5000 Tourist:innen und zusätzlichen 2000 Arbeiter:innen (Crew-Mitglieder).
Folgen
Das beliebteste Kreuzfahrtziel sind die Karibik und das Mittelmeer. Für die besuchten Städte sind die Ströme der Tourist:innen einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren geworden. Doch die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe und damit der Reisenden steigt, die der Ortschaften allerdings nicht. Dies führt zu intensiver Ressourcennutzung, die viele Traumziele auf Dauer überfordern. Jede Insel, jeder Strand, jeder Wald und Nationalpark hat eine ökologische Aufnahmegrenze. Wird diese überschritten, wird die Natur, derentwegen die Tourist:innen gekommen sind, zerstört. Faktoren, die zu dieser Naturübernutzung führen, sind der hohe Wasser- und Stromverbrauch, die Belastung der Ökosysteme durch Menschenmassen, die Entstehung von riesigen Abwassermengen und Müllbergen und der hohe Konsum von natürlichen Ressourcen, wie z. B. Frischwasser. Von der Kundengewinnung bis zur Heimreise der Reisenden werden Unmengen an Ressourcen genützt und Treibhausgase in die Atmosphäre emittiert.
Die ökologischen Folgen in den Fahrgebieten
Luftverschmutzung
Bei der Anreise mit Bus, Auto oder Flugzeug werden fossile Brennstoffe genutzt. Dabei wird viel C02 frei. Auch bei der eigentlichen Kreuzfahrt wird dieses schädliche Gas emittiert. Beim Kyoto-Protokoll zur Reduzierung von C02-Emission sind Schiffe ausgenommen. Dabei wird bei Schifffahrten, im Gegensatz zu anderen Verkehrsmitteln, Schweröl eingesetzt. Bei dessen Verbrennung werden zusätzlich zu Kohlenstoffdioxid/-monoxid erhöhte Teile an Schwefeldioxid freigesetzt. Gewerbsschifffahrten verursachen 14 Prozent der globalen C02-Emissionen und verstärken somit den Treibhauseffekt. Versauerung der Meere, Smog, folglich Atemwegprobleme und Wolkenbildung sind alles Folgen, die damit zusammenhängen. Noch dazu kommt die Verbrennung von verschiedenen Müllsorten, darunter Plastikmüll, medizinische Abfälle und Hausmüll auf den Schiffen. Diese setzen noch verschiedenste andere Giftstoffe in die Atmosphäre, die mit dem Regen ins Meer gelangen und da Flora und Fauna bedrohen.
Abwasser
Die Abwässer auf Schiffsfahrten sind in Schwarz- und Grauwasser unterteilt. Grauwasser setzt sich aus jeglichen Putzabwässern zusammen (z. B. Dusch- oder Abwaschwasser). Es kann Fett, Öl, Nahrungsabfälle und Putzmittel enthalten. Schwarzwasser ist das Wasser, welches aus Toiletten entstammt. Es enthält Viren, Bakterien, Krankheitserreger und Darmbakterien. Es wird gestattet, dass es mindestens 12 Meilen entfernt vom Land entsorgt wird. Trotzdem landet die gesamte Menge im Meer. Dort haben diese verschiedenen Erreger einen idealen Nährboden, um sich weiter zu verbreiten. Fische können kontaminiert werden und sterben oder sie können in unsere Nahrungskette aufgenommen werden. Durch das Grauwasser kommen verschiedene Schadstoffe aus Putzmitteln ins Meer und beschädigen die Flora dort.
Feststoffabfall
Zu Feststoffabfällen gehört Plastik, Pappe, Papier, Aluminium- und Stahldosen. Jede*r Reisende erzeugt geschätzt ungefähr ein Kilo Feststoffabfall pro Tag. Bei einer Passagieranzahl von 8000 Personen können pro Woche tonnenweise Müll produziert werden. Gelangt der Abfall ins Meer, verursacht dieser eine große Gefahr für Meeresbewohner:innen, da diese Müllsorte sich nur sehr langsam zersetzt. Tiere können sich in dem Abfällen verfangen, verletzten und dadurch getötet werden. Der Müll kann wiederum auch gegessen werden und wiederum ein ganzes Spektrum an Problemen verursachen. Beispielsweise kann beim Essen festes Gebilde verschluckt werden und dabei die zukünftige Nahrungsaufnahme verhindern, was auch mit dem Tod endet.
Ölverschmutzung, Schäden an Land, Schäden durch Schiffslärm und Ballastwasser – kommt alles noch dazu. Dadurch unterlaufen die Lebensräume von Millionen von Lebewesen Schäden und das Gleichgewicht der Natur droht zusammenzubrechen. Die Umweltfolgen sind dort besonders stark, wo ein hohes Kreuzfahrtvorkommen zu verzeichnen ist. Welches die Regionen um Europa und der Karibik besonders betreffen.
Lösungen
Da das Reisen sich sehr durch die enge Beziehung mit der Natur auszeichnet, muss die Tourismuswirtschaft für eine umweltfreundliche Entwicklung sorgen. Für eine solche Wende ist ein Umdenken auf politischer Ebene bei Unternehmen und Reisenden notwendig. Um diese Entwicklung zukunftsweisend voran zu treiben, ist eine umfassende Umstrukturierung in der Gesetzgebung von Nöten. Eine Idee wäre die Steuerung der Tourismusströme mit Kapazitätsbeschränkung einzuführen. Dafür sollten die Regierungen und Tourismusindustrien Verantwortung übernehmen. Allerdings ist dies auf dem Meer bisher nur begrenzt möglich. Gewisse Teile des Ozeans gehören Staaten an und der Rest wird allen Staaten der Erde zu gemeinschaftlichem Nutzen zur Verfügung gestellt. Kein Staat fühlt sich verantwortlich. Darum sind wir heute auch ein Teil von Fridays for Future.
Heute möchten wir als Bevölkerung der Welt Bewusstsein schaffen und die Regierung und die mächtigen Leute zur Verantwortung drängen. Zusammen sollten wir für ein System kämpfen, welches #PeoplenotProfit priorisiert und damit die Klimakriese eindämmt.
Die »Fridays for Future« Bewegung gründete Greta Thunberg im August 2018. Damals, 15 Jahre alt, begab sie sich täglich, anstatt in die Schule, mit einem Schild vor das schwedische Parlament. Sie schwor sich selber jeden Freitag zu streiken, bis die schwedischen Richtlinien dem Pariser Abkommen entsprechen. Sie sagt jedem wie es ist. Und die ganze Welt folgt ihr.
Natalia
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Zum Schluss findet ihr einen Poetry Slam,
welchen Kasimir zu unserem Poetry Slam Abend gedichtet hat.
*Kasimir Poetry Slam*
Mein Poetry Slam 2
Freitag, 18. März 2022 12:01
Der Wal
Ein Wal lebt zweihundert Jahre lang
geboren 1850 im Tiefblauen Ozean
die Mutter schwimmt neben ihm entlang
in ihren Barten knallgrünes Seetang
Sie führt ihn durch die sieben Weltmeere
zum goldenen Licht oder in die dunkle Leere
Von Ost nach West und Süd nach Nord
besuchen sie manch besonderen Ort:
Ein Korallenriff aus Millionen von Farben
von Pflanzen bedeckt sind die Wände des Graben
Schwärme von Fischen schwimmen glitzernd vorbei
ein Hai greift an frisst ein, zwei und Nummer drei
Danach taucht er ab und sie tun es ihm nach
hinein in die Tiefsee, hinein in die neblig unendliche Nacht
doch da tauchen Sterne auf es sind die Anglerfische
und ein Riesenkalmar seine gelben Augen groß wie Kartentische
Doch mit der Zeit wird die Luft sehr knapp
so brechen die Wale ihren Tauchgang ab
dann stoßen sie durch die schäumende Gischt
ihre dunklen Rücken jucken im prallenden Sonnenlicht
Da klingt ein hektischer Ruf durch den ruhigen Wind:
„Wal in sicht, gib schnell ne Harpune, bevor er verschwind“
Ein Speer gut zwei Meter schießt quer übern Himmel auf sie herab
Er trifft die Mutter, das war ihr Grab
RIP Mama Wal 1769 bis 1908
Unser Wal erschrocken und in tiefster Trauer
schwimmt zum Nordatlantik sucht sich Eis als Mauer
Dann mitten in einer nebligen Nacht hört er plötzlich einen schrecklichen Krach
Ein schwarzes Monster mit hunderten Lichtern liegt da plötzlich schräg und flach
Ein dampfendes Horn fällt hinab und damit sinkt es letztendlich ab
an seiner Seite kann man ein Wort erkennen: TITANIC steht dort in lateinischen Lettern
doch der Wal denkt sich nur: wieso musste es unbedingt meinen Eisberg zerdonnern
betrachtet die weißen Reste im flackernden Feuer
Er sucht den Frieden und kehrt daher zurück
in sein Lieblings-Korallenriff
Aber als er ankommt wundert er sich
es ist bleicher und nicht mehr ganz so dicht
Hier haust der Wal dann ziemlich lang
hat Frau, Sohn und ein ganzen Garten voller Seetang
Dann eines Tages im Sommer 1950 auf einmal
da war der Garten plötzlich ganz grau und kahl
Eine Tonne liegt am äußeren Rand
rostig mit einem Symbol auf der Wand
Eine Atomabfalltonne sagt der Text unter dem Dreieck aus
seine Frau die wollt‘s untersuchen, das schaltete ihr leben aus
Der Wal vergrault vom Anblick
nimmt mit seinen kleinen Sohn
Er führt ihn durch die sieben Weltmeere
zum goldenen Licht oder in die dunkle Leere
Von Ost nach West und Süd nach Nord
besuchen sie ein einst besonderen Ort:
Der Wal taucht ab, sein Sohn tut es ihm nach
hinein in die Tiefsee, hinein in die neblig unendliche Nacht
doch da tauchen Sterne auf es sind die Anglerfische
da ist aber kein Tintenfisch sondern ein Schwarm aus Plastiktüten
Doch mit der Zeit wird die Luft sehr knapp
so brechen die Wale ihren Tauchgang ab
dann stoßen sie durch die schäumende Gischt
ihre dunklen Rücken jucken im prallenden Sonnenlicht
Und bevor er seinen Sohn an der Oberfläche sehen kann
wird zwischen ihnen ein riesiges Netz gespannt
es zieht den kleinen Wal in die Ferne davon
der Vater sieht ihm hinterher bis das Schiff verschwindet hinterm Horizont.
RIP Sohn vom Wal 1948 bis 2003
Unser Wal erschrocken und in tiefster Trauer
schwimmt zum Nordatlantik sucht sich mal wieder Eis als Mauer
doch stellt er Fest dass heutzutage muss er weiter nach Norden
und auch diese Eisschollen von Plastikmüll verdorben.
Sein Lieblings-Korallenriff
hasst er inzwischen zutiefst
und die letzten die hier noch schwimmen
sind menschliche Taucher welche den Graben erklimmen
Allein schwimmt er durch die sieben Weltmeere
zum goldenen Licht oder in die dunkle Leere
Von Ost nach West und Süd nach Nord
sucht er nach einem gut erhalten Ort:
–
2022 er trifft auf ein Schiff majestätisch segelt es an ihm vorbei
und er erinnert sich an die alten Zeiten
doch riskiert er einen Blick über die Seiten
Dort stehen 44 Schüler und winken ihm zu
und der Wal stellt sich die Frage sind Menschen nun schlecht
oder doch manchmal gut?