21. April 2022 Die Angst vorm leeren Blatt
Position: Viel zu nah an Zuhause
Zurückgelegte sm: Die coolsten dieser Erde
Wind: of Change
Temperatur: schön kalt im Dorm
Wetter: sogar Gott ist am heulen
Gesetzte Segel: Engine….. und alle Segel, die uns noch geblieben sind
Geschwindigkeit: zu schnell
Stimmung an Bord: Fernweh
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Liebe Beobachter:innen unserer langen Reise,
in der letzten Zeit habe ich mich mit den Verhaltensmustern unserer Mitmenschen an Bord auseinandergesetzt und ein bisschen beobachtet und etwas gelernt und verstanden:
Manchmal muss man auf Knopfdruck etwas sofort perfekt und fehlerfrei hinbekommen. Irgendwelche Dinge produzieren, im Sport schwierige Techniken ausführen, im Unterricht komplizierte Texte verfassen. Es gibt das Phänomen der »Angst vorm leeren Blatt«, wenn man etwas beginnen muss und durch meist selbstausgelösten Druck keinen klaren Gedanken fassen, keinen noch so kleinen Finger rühren kann. Man versucht und versucht, verwirft jeden neuen Gedanken immer und immer wieder, für welche man doch so ewig gebraucht hat und kommt trotzdem zu keinem Ergebnis. Meist verschwindet diese hartnäckige Sperre, wenn man sich dazu überwinden kann, einfach erstmal zu beginnen und irgendetwas zu schreiben, den Stift einmal auf das Papier zu setzen, das Gehirn kommt wieder in den regulären, altbekannten Rhythmus und alles nimmt seinen gewohnten Lauf, das Problem existiert nicht mehr, so als wäre es nie da gewesen.
Aber häufig ist es ja genau das, was einem nicht gelingt und man scheint sich in einem unendlichen Kreislauf zu befinden, aus welchem man unmöglich entkommen kann, was einen einfach immer tiefer und tiefer hinunter in ein kaltes, dunkles Loch zieht, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Ich persönlich finde es unfassbar faszinierend, was unser Gehirn alles kann, aber wie stark es uns auch von der richtigen Spur abbringt, ausbremst und zum Stoppen bringt, in Situationen, welche eigentlich keinen Stopp verlangen und wie falsch wir und unser Gedankenprozess liegen können. Diese Angst kann zu einer wahren Panik ausufern und immer größer und stärker werden, sodass man die ganze Lust am Schreiben verliert und einen eine Schreibblockade wie eine große, schwarze Welle überrollt und verschlingt und einem vielleicht nie wieder die Möglichkeit zum Auftauchen geben wird.
Natürlich ist das nur eine Variante der »Angst vorm leeren Blatt«, das ganze System lässt sich natürlich noch auf unfassbar viele andere Prozesse beziehen, die absolut nichts mit dem Schreiben zu tun haben. Diese Bezeichnung der Angst dient nämlich neben ihrer ursprünglichen Funktion als bildliche Angst, auch noch als Metapher, um zu beschreiben, wie es Menschen geht, die keinen festen Entschluss fassen können, sich nicht entscheiden können, alles immer und immer wieder überdenken und trotzdem nicht zu einer zufriedenstellenden Lösung oder Antwort auf das Problem, die Frage kommen. Viele verzweifeln mehr an der Angst, als an dem tatsächlichen Problem und verbeißen sich einfach zu sehr in einem vollkommen unwichtigen Thema, welches sie gar nicht kümmern müsste, um darauf zu kommen, ihren Fehler zu erkennen und etwas zu verändern, sich der Situation bewusst zu machen, aus der Spirale auszubrechen, zwischen den dunklen Wellen wieder aufzutauchen und das erste Wort auf das weiße Papier zu schreiben, den ersten Schritt zu machen, einfach anzufangen, mit was auch immer man schon vor Ewigkeiten hätte beginnen sollen. Auf dieser Reise haben wir gelernt, schnell wichtige Entscheidungen zu treffen, uns aus diesen Löchern herauszuziehen, uns zwischen den Wassermassen Bahn zu brechen, uns um die Angst und die damit verbundene Blockade der Verzweiflung herumzuarbeiten, diesen Buck in unserem Gehirn zu beheben, uns auf das wirklich wichtige zu fokussieren und nicht in diese Löcher, diese Fallen, diese Spiralen zu tappen, in diesen Meeren zu versinken.
Ich wünschte, diese Reise durch die hohen Wogen des Meeres würde niemals enden.
Tjede
PS von Peggy:
Alles ist möglich, es ist eine Sache der Entscheidungen, des Vertrauens. Diese Reise wird ewig in unseren Herzen fortbestehen. Schau auf zu den Sternen, den Wolken. Genau diesen Himmel betrachten 70 Seelen dieser Reise und viele mehr, die du in deinem Leben getroffen hast und treffen wirst. Ein jeder Stern steht für sich, so wie jedes Lebewesen, jede Erfahrung, die dein Herz berührt haben. Alles ist stets bei dir, verbunden, denn wir sind ALLein. Du findest in jedem Tag, zu jedem Sonnenauf/-untergang, eine einmalige Erinnerung. Das, was uns geeint hat, wird ewig in deinem Herzen, unsichtbar, sein und damit wirst du, stark, nach außen strahlen. Erinnere dich an die Liebe zu dir selbst, eine unendliche Reise in den Wogen des Meeres, den Wassern der Unendlichkeit.
PS von Lisa:
Ich wünschte auch, es wäre wieder der erste Tag und wir hätten dieses Abenteuer noch vor uns, aber es ist wenigstens ein kleiner Trost, zu wissen, dass unsere Familie bleibt & dass wir diese Liebe zu uns selbst & diese Freiheit, die wir hier verspüren, in unserem Herzen mitnehmen werden :)