Nachtrag zum 21. November Der etwas andere Weg einen Kuchen zu backen
21. November 2021, 21:50
Position: 21°58.202`N 19°41.799
Kurs: SSW 220°
Wetter: bewölkt · Luft: 24°C · Wasser: 20° · Wind ONO 1
Gesetzte Segel: Top Gallant, Upper Topsail, Lower Topsail
Geschwindigkeit: 1,6 kt
Stimmung: entspannt, gut
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Wenn bei uns jemand Geburtstag hat, und glaubt mir, das kommt bei 59 Personen nicht gerade selten vor, dann wird ein Kuchen gebacken. Doch darunter stellt man sich zweifelsfrei etwas vor, was eher dem Backen zu Hause, als dem tatsächlichen Backen an Bord gleicht. Um diese zweifelhaften Annahmen aus der Welt zu schaffen, gibt es hier einen Bericht, der den Ablauf an Bord vom Einkaufen bis zur Essensausgabe wiedergibt.
In den Häfen lagern wir regelmäßig Lebensmittel für die nächste Etappe ein, nicht mit einberechnet sind die 15-Uhr-Snacks und Zutaten für sämtliche Geburtstagskuchen. Deshalb setzen wir uns vor den Landgängen zusammen und besprechen, wie viele Kuchen in der nächsten Zeit gebacken werden und wofür wir somit einkaufen müssen. Da wir auf Teneriffa für alle Geburtstagskuchen in diesem Jahr einkaufen mussten, wurde die Einkaufsliste, nun ja, etwas länger.
Nachdem wir von Vici das Kuchengeld ausgeteilt bekommen haben, ging es los, mit vier Personen, von denen gerade mal zwei eine ungefähre Ahnung von unserem Job hatten (sorry, Tina und Paul). Da es unfassbar warm war (hallo, Mitte November?) und der Weg unseres Hafengeländes länger war als ganz Santa Cruz, kamen wir schon ziemlich k.o. beim „el corte inglés“ an, aber das war ja bloß der Anfang, denn versucht mal in einem Land, von dem ihr die Sprache absolut nicht sprecht, Buttermilch zu kaufen. Kasimir musste zehn Minuten mit einem Mitarbeiter diskutieren, bis der ihm das Supermarkt-Telefon in die Hand drückte, woraufhin er der Dolmetscherin erklären konnte, was er überhaupt haben wollte, nur um dann festzustellen, dass es Buttermilch offensichtlich nicht gibt. Trotzdem hatten wir nach einiger Zeit so gut wie alles gefunden und dabei nur eine Packung Zucker zerstört, obwohl wir sehr wild mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt gefahren sind und mit sehr wild meine ich, sehr wild: zu Anfang war es sehr entspannt im Wagen durch den Markt geschoben zu werden, aber als Paul immer sicherer und die Gänge immer leerer wurden, nahmen wir manche Kurven doch schon sehr schnell und ein ums andere Mal drehte sich der Einkaufswagen um sich selbst. Seltsamerweise hielt uns niemand an, obwohl es doch eher auffällig war, vier Jugendliche durch einen Supermarkt rasen zu sehen. Letztendlich hatten wir eine Menge eingekauft, der Wagen war am Überquellen und mit ein wenig Furcht warteten wir auf das Ergebnis an der Kasse. Sagen wir so, wir waren über dem Budget, auch nicht zu knapp, aber durch die großzügigen Spenden meiner Mitstreiter (die sie natürlich zurückgezahlt bekommen haben), schafften wir es an der Kassiererin vorbei, die uns diesmal keine extra Tüten andrehte (if you know, you know).
Der Weg zurück zum Schiff war dann noch mal eine ganz andere Nummer, zu viert alleine 8,75kg Butter und 3,5kg Stärkemehl zu tragen ist schon schwer, aber mit all dem anderen Kram war es bei der Hitze ein Ding der Unmöglichkeit, welches wir natürlich trotzdem gemeistert haben, aber anstrengend war es schon. Angekommen am Schiff, mussten wir die halb geschmolzenen Sachen erst einmal in den Food- und in den Deepstore einsortieren, nicht ohne alles abzuwiegen, zusammenzurechnen und in die Inventarliste einzutragen, denn Ordnung ist auf dem Schiff zweitoberste Priorität, direkt nach „Safety First“.
In der Nacht vor Johannes Geburtstag trafen sich Abbie, Kasimir, Tina, Paul, Clara, Pablo, Doro, Karina und ich in der Galley, die zwar groß ist, mit neun Menschen aber doch ein wenig überfüllt wirkte. Das Rezept für den Kaffeekuchen kam von Doro und war sehr simpel. Das Schwierigste war wahrscheinlich, die Zutaten aus dem Deepstore zu besorgen, ohne von dem Gestank dort unten umzukippen. Das einzige wirkliche Problem war, wie jedes Mal, die Schräglage, weshalb auf der einen Seite der Backform eine Menge und auf der anderen Seite kaum Teig war, wir nennen sowas „Heelingkuchen“. Ein weiterer kleiner Kampf bestand mal wieder darin, die Galley zu säubern, da man ihr die Kuchenschlacht doch schon sehr stark ansehen konnte.
Endlich war der große Tag gekommen: Johanne wurde 16. Der Kuchen wurde ausgegeben, aber zuerst musste dem Galley-Team (Küchenteam) vom Vorabend, den Personen der aktuellen Galley und der Watch (Brückenwache) Kuchen zurückgestellt werden und die Wartenden fingen schon ungeduldig an, mit den Füßen zu scharren.
Tjede
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Anbei die Grüße unserer (allseits hungrigen) Mitsegler:innen:
- (von Shanti): Der Kuchen war sehr lecker und ganz liebe Grüße an meine Freunde und meine Familie, habe euch ganz doll lieb
- (von Amelie): Amelie grüßt Wolli und Eberhard.
- (von Antonia K.) Antonia grüßt Sina. Ich denke an deinem Geburtstag an dich Sina.
- (von Maxi) Maxi grüßt seine Familie, Mathis, Michel, Jan, Luis und Leonie.
- (von Kasimir) Viele Grüße an Fridolin und all die anderen Landratten Zuhause
- (von Vici) Liebe Paloma, ich drücke dir ganz fest die Daumen für den 24. November, you can dig it und dann bist du Ärztin! Ich bin unheimlich stolz und denke an dich <3
- (von Peggy) Ich grüße meine Familie und bin stolz auf meine Nichten.
- (von Jill) Ich grüße Chewy, möge die Macht mit dir sein!
- (von Freddy) Alles Gute nachträglich an meinen Vater.
- (von Annalena) Ich grüße meine Eltern, Großeltern und alle die ich kenne, die den Blog lesen.