Politikunterricht trifft Praxis: Lietzer halten Ratssitzung ab – im Klassenzimmer

Schule und Internat
07.12.2021

„Ein Skaterpark für die Insel?“ Unter diesem Motto verwandelten die Schüler*innen der Klassenstufen 8 und 9 gemeinsam mit Politiklehrer Tobias Marpert ihren Klassenraum in einen Ratssaal. Dabei schlüpften sie in die Rollen des Spiekerooger Gemeinderates sowie verschiedener anderer Interessengruppenvertreter – Bauunternehmer, Landrat, Kämmerer, Mitarbeiter der Nordseebad Spiekeroog GmbH, Journalist – und erarbeiteten zunächst einen Entwurf für das Vorhaben. Der Rat identifizierte zwei mögliche Standorte sowie Details zur Nutzung des Parks, wie die Festlegung von Nutzungszeiten, Verleihmöglichkeiten von Skateboards, den Bau eines Kiosks, die Notwendigkeit, eine Aufsichtsperson einzusetzen oder die Frage nach einer regelmäßigen Reinigung des Parks.

Nach lebhafter Diskussion und sorgfältiger Abwägung aller Argumente stimmten die Ratsmitglieder mit vier Stimmen zu einer für den Entwurf. Ganz anders fiel jedoch das Abstimmungsergebnis aus, nachdem die Schüler*innen ihre Rollen abgelegt hatten: nur drei von 13 waren für den Bau des Skaterparks nach dem vorliegenden Entwurf. Hauptargumente dagegen waren die zu hohen Kosten und Folgekosten, die in den Augen der Abstimmenden den Nutzen nicht aufwögen, die Problematik einer weiteren Flächenversiegelung durch einen betonierten Platz sowie das Ergebnis einer im Vorfeld durchgeführten Befragung. In dieser hatten 12 von insgesamt 25 Teilnehmenden angegeben, den Park tatsächlich nutzen zu wollen.

Die Idee, auf der Insel eine Begegnungsstätte für Jugendliche außerhalb des Internatsgeländes zu schaffen, stieß dennoch bei den Schüler*innen auf großes Interesse. Dabei war ihnen jedoch wichtig, eine Alternative zu den beiden vorgeschlagenen Flächen, welche sie im Vorfeld gemeinsam als nicht optimal geeignet bewertet hatten, zu finden. Idealerweise solle das Areal eher als multifunktionale Fläche konzipiert sein – mit mobilen Rampen für Skater aber auch Möglichkeiten, dort andere Aktivitäten auszuüben.

Tobias Marpert war am Ende zufrieden mit dem Ergebnis dieser besonderen Politikstunde und dem großen Engagement, mit dem sich die Schüler*innen an ihrer ganz persönlichen „Ratssitzung“ beteiligten. „Mein Ziel im Unterricht ist es, einem konkreten Praxisbezug so viel Raum einzuräumen wie möglich“, sagt Tobias Marpert und meint mit einem Augenzwinkern: „Die nächste Idee habe ich schon wieder im Hinterkopf.“