Medienkompetenz statt Verbot – Lehrer Matthias Kugel im Gespräch

Schule und Internat
10.12.2024

Australien plant ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 16 Jahren. Was halten Sie von diesem Ansatz?


Matthias Kugel: Der australische Weg zielt darauf ab, Kinder vor den negativen Auswirkungen sozialer Medien zu schützen, etwa vor Cybermobbing oder einer übermäßigen Nutzung. Das sind wichtige Ziele, aber ein pauschales Verbot bekämpft nur die Symptome, nicht die Ursache. Statt Social Media einfach zu verbieten, sollten Kinder und Jugendliche lernen, damit bewusst und verantwortungsvoll umzugehen. Genau darauf legen wir an der Hermann-Lietz-Schule Spiekeroog großen Wert.

Wie fördern Sie diesen bewussten Umgang mit digitalen Medien?


Matthias Kugel: Ab der 8. Klasse nutzen unsere Schüler iPads im Unterricht, um digitale Kompetenzen zu entwickeln. Sie lernen, produktiv und kritisch mit digitalen Plattformen zu arbeiten – sei es für Mitschriften, Recherchen oder Projekte. Gleichzeitig haben wir klare Regeln, wie und wann die Geräte verwendet werden dürfen. Besonders wichtig ist, dass die Schüler lernen, zwischen digitaler Welt und realen Erlebnissen zu balancieren.

Welche Rolle spielt die Umgebung auf Spiekeroog dabei?


Matthias Kugel: Die Natur auf Spiekeroog ist ein riesiger Vorteil. Statt sich in der Freizeit nur mit Social Media zu beschäftigen, können die Schüler segeln, kitesurfen oder einfach am laut Google bewerteten schönsten Strand Europas entspannen. Diese echten Erlebnisse helfen ihnen, Abstand von der digitalen Welt zu gewinnen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Gemeinschaft, Natur und Erholung.

Könnte ein Verbot wie in Australien auch in Deutschland sinnvoll sein?


Matthias Kugel: Es wäre ein schwieriger Ansatz. Verbote können kurzfristig helfen, doch langfristig müssen wir die Ursachen angehen. Schulen, Eltern und die Gesellschaft tragen die Verantwortung, junge Menschen auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten. Medienkompetenz ist der Schlüssel, um Social Media nicht als Bedrohung, sondern als Werkzeug nutzen zu können.