Bei uns wird es nie langweilig – meint Lehrer Bara Sarr

Schule und Internat
11.12.2024

Der Stern-Artikel vom 3. Dezember 2024 beschreibt Langeweile als potenziell gefährliches Gefühl, das bei Kindern langfristig zu destruktivem Verhalten führen kann. Bara Sarr, Lehrer für Französisch, Deutsch als Fremdsprache und LernZeit an der Hermann Lietz-Schule Spiekeroog, erklärt, wie Langeweile in der besonderen Umgebung des Internatsalltags zu einer wertvollen Ressource werden kann.

Der Artikel im Stern betont die Gefahren von Langeweile für Kinder. Wie erleben Sie dieses Thema an der Hermann Lietz-Schule Spiekeroog?

Bara Sarr: Langeweile ist in der heutigen Gesellschaft oft negativ behaftet, aber ich sehe sie differenziert. Auf Spiekeroog wird es tatsächlich selten langweilig – der Internatsalltag ist bunt, die Natur bietet unendliche Möglichkeiten, und unsere Schülerinnen und Schüler sind aktiv in verschiedensten Projekten. Dennoch erleben auch unsere Kinder Momente der Langeweile. Diese können frustrierend sein, bieten aber gleichzeitig die Chance, innezuhalten und neue Ideen zu entwickeln.

Wie gehen Sie als Lehrer damit um, wenn Schülerinnen und Schüler sich langweilen?


Bara Sarr: Wir setzen auf eine bewusste Balance zwischen Struktur und Freiraum. In meinen Fächern – Französisch, Deutsch als Fremdsprache und in der LernZeit – versuche ich, Aufgaben so zu gestalten, dass sie zum Nachdenken anregen, aber auch Raum für Kreativität lassen. Wenn jemand gelangweilt wirkt, suche ich das Gespräch: Liegt es an einer Überforderung, an Unterforderung oder einfach daran, dass gerade nichts reizt? Gemeinsam suchen wir dann nach Lösungen.

Was sagen Sie zu der These, dass Langeweile destruktives Verhalten fördern kann?

Bara Sarr: Das stimmt sicher in einigen Fällen. Aber ich glaube, es kommt darauf an, wie Kinder und Jugendliche mit Langeweile umgehen lernen. Wir ermutigen unsere Schülerinnen und Schüler, diese Momente aktiv zu nutzen. Langeweile kann ein Katalysator für Kreativität sein – sei es durch das Schreiben, Zeichnen, Spielen oder einfaches Nachdenken. Dabei helfen wir als Pädagogen, die richtigen Impulse zu setzen.

Was ist Ihr persönlicher Ansatz, um Langeweile zu begegnen?


Bara Sarr: Ich sehe Langeweile als Einladung, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Auf Spiekeroog ist die Natur unser größter Verbündeter – ob bei einem Spaziergang am Strand oder beim Beobachten der Gezeiten. Ich motiviere unsere Schülerinnen und Schüler, diesen Raum zu nutzen, um sich selbst besser kennenzulernen und neue Perspektiven zu entdecken.